Pensions-Anleger sind verunsichert
Aus Angst, die staatlichen Pensionen werden in absehbarer Zukunft nicht mehr zu finanzieren sein, haben in den vergangenen Jahren viele Menschen privat für ihren Ruhestand vorgesorgt. Sehr beliebt ist die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge. Jetzt sind die Anleger jedoch ziemlich verunsichert. Grund sind Verluste in der Veranlagung, die die Arbeiterkammer Oberösterreich kritisiert. Die Hauptvorwürfe: Keine Verzinsung, kein Wertzuwachs. Und: Veranlagungen wurden "ausgestoppt" (es sind keine Erträge mehr zu erwarten).
Präsident Johann Kalliauer: "Für viele Leute ist die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge ein echtes Verlustgeschäft." Was Kalliauer ebenfalls ärgert sind die Vertragsbindungen. "Eine vorzeitige Auflösung ist derzeit nicht möglich."
Der KURIER fragte nun bei den Versicherungen nach, ob die Anleger tatsächlich zittern müssen. "Die Arbeiterkammer stellt einige Dinge sehr verzerrt dar", sagt Manfred Rapf, der bei der S-Versicherung für das Pro duktmanagemant zuständig ist. Was er damit genau meint? "Nun, die Veranlagungen wurden nur temporär ausgestoppt, nicht dauerhaft. " Grund sei die Wirtschaftskrise gewesen.
Kapitalgarantie
Für Rapf ist die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge (bei der S-Versicherung gibt es 180.000 Verträge) noch immer das Produkt für Rücklagen im Alter. "Jeder Kunde bekommt eine garantierte Rente. Das steht fest." AK-Präsident Kalliauer sieht das weniger optimistisch "Wer freiwillig vorsorgt, hat ein Recht darauf, dass mit seinem mühsam Erspartem sorgfältig umgegangen wird." Der Gesetzgeber müsse den Betroffenen zu einem garantierten Ertrag verhelfen. Das sei momentan noch nicht der Fall.
Peter Kronreif von der Generali, die 90.000 solcher Verträge hat, sieht im Gegensatz zu Kalliauer keinen Anlass, verängstigt zu sein. "Auch wenn die Verzinsung derzeit noch gering ist, so wurden jedenfalls Verluste vermieden, was gerade für eine Pensionsvorsorge ganz wichtig ist."
Außerdem gebe es die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge erst seit achteinhalb Jahren. "Im Regelfall sprechen wir hier aber von Ansparzeiträumen von 30 Jahren und mehr. Man darf dieses Produkt also nicht gleich schlechtreden."
Nicht ausgestoppt
Die Raiffeisen-Landesbank OÖ bietet ebenfalls ein Vorsorgeprodukt an. Es wurde nicht ausgestoppt, weil es im Gegensatz zu vielen anderen nur zu 40 Prozent in Aktien investiert war. 60 Prozent wurden in Anleihen angelegt. Vorstand Michaela Keplinger-Mitterlehner erklärt, dass das Produkt zwischen 3,3 und 7,08 Prozent jährlich an Ertrag bringe. Es gebe eine 100-prozentige Kapitalgarantie auf Einzahlungen und die staatliche Prämie am Ende der
Laufzeit. Die Kapitalgarantie sei einerseits ein Vorteil, andererseits aber auch ein Nachteil, weil es die Rendite schmälere. Für das laufende Jahr 2011 ist die staatliche Prämie 8,5 Prozent. Derzeit beträgt die monatliche Maximaleinzahlung 192,78 Euro.
Der Redaktion liegt ein Beispiel eines derartigen Pensionsvertrages vor. Von 2003 bis Ende 2010 wurden 15.802,20 Euro eingezahlt. Die staatlichen Prämien betrugen 1439,14 Euro. Der Gesamtstand betrug Ende 2010 18.594,88 Euro. Seit Jahresbeginn 2010 gibt es neue gesetzliche Regelung. Die Aktienquote darf bis zum 45. Lebensjahr maximal 30 Prozent betragen, bis zum 55. Lebensjahr 25 Prozent und über 55 Jahren maximal 15 Prozent. Verträge sind ab 40 möglich.