Oma-Mord in Roman aufgearbeitet
„Mich fasziniert das Böse. Es existiert ja auch in guten Menschen. Da interessiert mich, wie es dann doch durchbricht.“
Als „Meisterin des Morbiden“ beschrieben, liefert die Autorin Evelyn Grill „wenig Lustiges“ in ihren Romanen. Ihr nun erschienenes jüngstes Werk, „Der Begabte“, empfindet die in Linz lebende Schriftstellerin als „gar nicht so schrecklich. Es geht mir um die Psyche der handelnden Personen.“
Der Hauptdarsteller, ein 19-jähriger hochbegabter Pianist („der kleine Mozart“) findet sich im Gefängnis wieder. Unter massivem Tatverdacht. Seine Oma wurde mit einer Axt im Kopf tot aufgefunden. Sein Opa saß zur Tatzeit im Wirtshaus. Der junge geistig unreife Mann, der bei den Großeltern aufwuchs, dürfte wohl für den Mord missbraucht worden sein. Manipulation, Gewalt und düstere Abgründe in die menschliche Seele legt die Autorin raffiniert frei.
Viele Jahre in Deutschland lebend, verfolgte Grill 2012 einen erschütternden Kriminalfall, der sich in ihrer Heimat abgespielt hat. Damals manipulierte ein Schuldirektor den Enkel. Der Vorsatz „die Oma muss weg“ wurde zur blutigen Realität. Enkel und Großvater aus dem Innviertel konnten überführt werden und wurden verurteilt. In ihrem 152 Seiten starken Buch seziert Grill anhand ihrer Protagonisten die Anatomie des Verbrechens.
1942 in Garsten geboren und dort aufgewachsen, machte Grill Jugenderfahrungen mit Gefangenen der dortigen Strafanstalt. „Das hat mich sicher mitgeprägt. Auch Mörder sind dort eingesessen“, erinnert sie sich. In Linz stellt Grill ihr Buch („Der Begabte“, Residenz Verlag, 20 Euro) am 12. März im Stifter Haus vor.