Rechter Kongress in Linz startet mit Stinkbombenangriff
Der rechte Kongress "Verteidiger Europas" hat mit einem großen Polizeiaufgebot Samstag früh in Linz in den an die Veranstalter vermieteten Redoutensälen des Landes begonnen. Um das Gebäude wurde ein rigoros überwachtes Platzverbot verhängt, um Zwischenfälle zu vermeiden. Die Innenstadt zeigte sich ausgestorben.
Eine erste Störaktion ist am Samstagvormittag bekannt geworden. Zwei Personen haben kurz nach Beginn der Veranstaltung eine übel riechende Flüssigkeit in den Redoutensälen verbreitet. Worum es sich dabei gehandelt hatte, war vorerst unklar. Einen Onlinebericht der Oberösterreichischen Nachrichten bestätigte die Polizei auf APA-Anfrage. "Die beiden Personen wurden vorläufig festgenommen", so Sprecher Bruno Guttmann. Die Flüssigkeit wurde in einer kleinen Kapsel in die Veranstaltungsörtlichkeit geschmuggelt. Der Kongress läuft unverändert weiter, berichtete die Polizei.
Der Kongress begann um 9 Uhr. Schon eine Stunde zuvor trafen die Teilnehmer ein, die Rede war von 200 bis 350 Personen. Prominente waren nicht zu sehen, auch nicht der als Redner angekündigte Herbert Kickl, FPÖ-Generalsekretär und Wahlkampfleiter von Norbert Hofer. Einzelne Teilnehmer trugen Tracht oder Couleur. Auch Schachteln wurden hineingetragen. Mehr war nicht zu erkennen, denn die Polizei ließ auch Medienvertreter nur kurz in das vom Platzverbot betroffene Areal vorgehen. Kontakte mit den Teilnehmern waren nicht möglich. Gäste, die zu einem Lokal in der Sperrzone wollen, werden laut Polizei von dieser dorthin begleitet. Besucher einer Vorstellung des Landestheaters am Abend müssen den Seiteneingang benutzen.
Gegendemonstration
Für den Einsatz ist eine Vielzahl von Beamten angerückt. Einsatzeinheiten aus einem oder zwei weiteren Bundesländern waren als Verstärkung vorgesehen - insgesamt eine nicht näher veröffentlichte dreistellige Zahl an Beamten. Sie hatten auch Diensthunde dabei. Die meisten Beamten trugen normale Uniformen, einige waren aber auch schon mit Helmen ausgestattet. In den Straßen in der Verbotszone und im darin befindlichen Landhauspark standen Dienstfahrzeuge. Die Lage machte noch einen entspannten Eindruck. Es war zu erwarten, dass sich das bis zum Beginn einer Gegendemonstration um 14 Uhr ändert.
Hinter dem Kongress "Verteidiger Europas" steht das "Europäische Forum Linz". Auf der Liste der "Aussteller" finden sich u.a. die Identitäre Bewegung, die vom früheren Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf ins Leben gerufene Webplattform "unzensuriert.at" oder das Zweimonatsblatt "Info Direkt". Näheres ist nicht bekannt, da die Organisatoren Medien keinen Zutritt gewähren und auch keine Fragen beantworten.
Schauspieler beziehen Stellung
Mit einem von Schauspielern verlesenen Statement hat sich das Ensemble des Linzer Landestheaters am Freitagabend gegen den "Kongress Verteidiger Europas" gestellt. Nach der Aufführung des Stückes "Jägerstätter" wurde vor dem Publikum die Stellungnahme vorgetragen. "Wir sagen Nein zur Ausgrenzung, wir wollen eine bunte, demokratische Welt", hieß es. Es folgten minutenlange Standing Ovations.
"Was hat Europa zu verlieren? Wovor beschützen? Gegen was oder wen muss Europa verteidigt werden?", hieß es in der Rede, die vor allen Mitwirkenden des Felix-Mitterer-Stückes und dem Publikum verlesen wurde. Europa habe eine lange Tradition der Einwanderung, jeder habe Vorfahren, die ins Unbekannte aufgebrochen wären.