Erster Femizid des Jahres: Ehemann soll 42-Jährige in Vöcklabruck erschossen haben
Im Bezirk Vöcklabruck ist es am Samstagnachmittag zu einer Bluttat an einer 42-jährigen Frau gekommen. Das Landeskriminalamt Oberösterreich ermittelt wegen Mordverdachts. Gegen 14.45 Uhr soll ein 46-Jähriger Mann eine Faustfeuerwaffe genommen und seiner am Esstisch sitzenden Frau in den Hinterkopf geschossen haben, teilte die Polizei am Sonntagvormittag mit.
Mittlerweile wurde von der Staatsanwaltschaft Wels Untersuchungshaft für den Mann beantragt. Der Täter habe sich bei seiner polizeilichen Einvernahme umfassend geständig gezeigt, erklärte Christoph Weber, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels gegenüber der APA.
Nach der Tat verständigte der Ehemann, ein gebürtiger Deutscher, über Notruf die Polizei und ließ sich ohne Widerstand festnehmen. Als die Einsatzkräfte in der Wohnung des Paares eintrafen, zeigte das Opfer noch Lebenszeichen. Die Frau wurde ins Kepler Uniklinikum nach Linz geflogen, wo sie am Abend ihren schweren Kopfverletzungen erlag. Die Staatsanwaltschaft Wels hat die Obduktion der Leiche angeordnet, diese soll am Montag stattfinden.
Der 46-Jährige legte bei seiner Einvernahme ein Geständnis ab, er wurde in die Justizanstalt Wels eingeliefert. Zwischen dem Paar soll es nach Angaben der Ermittler immer wieder Streit gegeben haben. Der Mann besaß neben der auf ihn registrierten Tatwaffe noch drei weitere legale Langwaffen, die sichergestellt wurden.
Erster Femizid des Jahres
Der Femizid, der erste in diesem erst wenige Tage alten Jahr, sorgte für zahlreiche Reaktionen auf politischer Ebene. Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, erklärte, dass das Gewaltschutzpaket 2021 bisher wirkungslos geblieben sei. Sie forderte die sofortige Einrichtung eines Krisenstabes, der sich ausschließlich mit Gewalt gegen Frauen befasst. Außerdem müsse dringend über ein Waffenverbot in privaten Haushalten diskutiert werden.
Eva-Maria Holzleitner, Frauenvorsitzende der SPÖ, forderte erneut einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz. "Präventionsarbeit ist wie Lawinenverbauung", betonte Holzleitner in einer Aussendung. Es brauche einheitliche Kenngrößen, um Gefährder rasch festzustellen, regelmäßige Hochrisikofallkonferenzen, einen Ausbau der Präventionsarbeit sowie Sensibilisierung der Justiz.
Auch NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter sprach sich für besseren Gewaltschutz aus. "Die verantwortliche Ministerin Susanne Raab ist hier viel zu wenig entschlossen und agiert defensiv", kritisierte Brandstötter. Laut Experten seien 228 Millionen Euro und zusätzliche 3.000 Stellen im Gewaltschutz notwendig, um diesen Tragödien wirksam entgegenzutreten. Julia Bammer, stellvertretende Klubobfrau der NEOS im oberösterreichischen Landtag, verlangte unter anderem eine stärkere Unterstützung des Landes für den Ausbau von Anlaufstellen für von Gewalt bedrohte Frauen.
Laut dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser gab es vergangenes Jahr in Österreich 31 Femizide.