Chronik/Oberösterreich

Neue Graffitis: Teil der Kunst werden

Eine schwarze Kontur da, hier einen Strich setzen und dort noch einen farbigen Punkt hinsprühen – fertig: So beschreibt Sprüher Lunar seine Graffiti-Kunst. Es klingt simpel, tatsächlich steckt jedoch viel Arbeit und Talent dahinter. Zu betrachten sind seine Werke ab sofort im Mural Harbor (siehe Kasten) in Linz im M.A.Z, dem Museum auf Zeit.

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Eigentlich ist das Mural Harbor eine Graffiti-Galerie im Linzer Hafen. Im Freien finden Besucher auf den Hallen riesengroße Graffitibilder – alle legal. Das erste entstand 2012, mittlerweile verzieren bereits hunderte Graffitis von nationalen und internationalen Künstlern das Hafenbild.

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Auch Lunar kommt aus dem Ausland: Zagreb ist seine Heimatstadt. „Mural Harbor ist für mich ein Graffiti-Colorado“, sagt er. Verewigt hat er sich bereits im Freien – und neuerdings auch im Inneren, nämlich im Stiegenhaus des M.A.Z.

Dieses befindet sich in einem Gebäude am Hafen, in dem einst ein holländisches Blumengeschäft untergebracht war. „Der Schwerpunkt liegt dieses Jahr im M.A.Z, da aufgrund der Baustellen und des Lärms Führungen draußen schwieriger sind“, erklärt Leonhard Gruber, Geschäftsführer und Initiator des Mural Habors.

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Effekt durch 3D-Brille

Damit das 2.500 Quadratmeter große M.A.Z auch mit der Hafengalerie mithalten kann, zeigt man hier Graffiti-Kunst gepaart mit Technik: Im Obergeschoß findet sich ein riesiges Bild in der Ecke. Besprüht sind sowohl Teile von zwei Wänden als auch der Boden.

Blickt man von einem bestimmten markierten Punkt aus auf das Bild ,und stellt sich währenddessen jemand in das Bild, wirkt es, als sei er Teil der Kunst (siehe Titelbild) – auch Trickart genannt.

Das Werk vom Künstler Awer wiederum erzielt seinen Effekt erst durch eine 3D-Brille: „Setzt man die Brille auf, ist eine enorme Tiefenwahrnehmung möglich“, erklärt Gruber. Es scheint, als sei der 15 Meter lange, drei Meter hohe und drei Meter breite Raum lebendig.

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Ohne technische Tricks kommt der Raum daneben aus: Der indonesische Künstler „Mein lieber Prost“ hat sich laut Gruber darin zwei Monate „eingesperrt“. Seine eigens kreierte Comicfigur ziert nun den ganzen Raum.

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Was die Projekte gemeinsam haben: Sie benötigen viele Spraydosen. Eine Dose reicht für zwei Quadratmeter. Dazu kommt noch, dass jede Farbnuance eine eigene Dose benötigt, da sich die Farben nicht mischen lassen.

Temporäres Museum

Wie viele Dosen im M.A.Z benötigt wurden, zählten die Künstler nicht. Für das Bild eines Zuges in der Hafengalerie wurden beispielsweise 850 Dosen benötigt.

Dabei sind manche Graffitis nicht für die Ewigkeit, zumindest nicht im M.A.Z: Das alte Gebäude wird bereits Ende 2020 abgerissen. Interessierte können die Ausstellung und das Stiegenhaus von Lunar somit nur bis 12. Dezember besichtigen (Industriezeile 40, 4020 Linz; Öffnungszeiten: Di und Do 13.30 bis 15.30 Uhr, Mi 15.30 Uhr bis 18 Uhr; Eintritt ab 15 Jahre: 5 Euro).

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Sprühen nach Regeln

Die Meinung über Graffitis ist geteilt: Handelt es sich um Kunst, oder bloß um Schmierereien? Findet man doch besonders in Städten an fast jeder Straßenecke gesprühte Initialen oder Symbole, die vor allem auf fremden Eigentum nichts zu suchen hätten.

Dabei gibt es ihn doch: den Graffitikodex. Nicht schriftlich – aber laut Leonhard Gruber, Geschäftsführer des Mural Harbor in Linz, halten sich die wahren Graffitikünstler dennoch daran, möchte man doch keine rechtlichen Probleme haben.

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Privathäuser – vor allem mit neuer Fassade – Kirchen und Autos seien explizit  tabu. Das aber nur als  einige Beispiele. Prinzipiell habe man sich aber so und so nach den Gesetzen der Stadt zu richten: Graffitis sind – außer im Eigenheim – überall illegal, außer wenn die Fläche extra dafür freigegeben wurde.

Legale Flächen

In Linz dürfen Sprüher ihre Kunstwerke legal in den verschiedenen Unterführungen der Wiener Straße, Wankmüllerhofstraße, Dornacher Straße, Unionstraße bzw. Kefergutstraße und Prunbauerstraße verwirklichen. Zusätzlich sind Graffitis auch in der Kaisergasse und am Jugendpoint Donaupark erlaubt.

Alles Plätze, an denen die Künstler beweisen können, dass es keine Schmierereien sind.