Nach VfGH-Entscheid: Pläne für "Hitlerhaus" sollen bis Jahresende fertig sein
Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat am Freitag einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit über die Nutzung von Hitlers Geburtshaus gezogen – zumindest vorerst. Das Höchstgericht bestätigte: Das Gesetz zur Enteignung der früheren Besitzerin Gerlinde P. ist nicht verfassungswidrig. Nur die Republik könne die "volle Verfügungsgewalt" über die Liegenschaft sicherstellen. Die Enteignung per Gesetz war demnach im öffentlichen Interesse, verhältnismäßig und nicht entschädigungslos, somit rechtskonform.
„Der VfGH hat sich von seiner bisherigen Rechtssprechung weit entfernt. Das ist blanke Staatsräson.“
Das Innenministerium hat es nun eilig mit dem Umbau der Liegenschaft, die ihre Symbolkraft für Ewiggestrige verlieren soll. "Man will da wirklich keine Zeit verlieren", sagt Sprecher Alexander Marakovits. Anfang Juli ist eine Sitzung mit der Bundesimmobiliengesellschaft zum Architektenwettbewerb geplant, der europaweit ausgeschrieben wird und bereits "in den Startlöchern" stehe. Eine Experten-Jury solle bis Ende des Jahres ein Siegerprojekt küren, sagt Marakovits. Wann die Bagger auffahren und das neue Gebäude bezugsfertig sein soll, darauf will sich das Ministerium aber nicht festlegen. "So rasch wie möglich", betont der Sprecher.
Die Höhe der Entschädigung für die enteignete Gerlinde P. ist noch ungewiss. Dazu findet am 26. Juli eine Verhandlung im Ministerium statt. Das Gutachten einer Sachverständigen schlägt etwas mehr als 300.000 Euro vor. P.s Anwalt Gerhard Lebitsch hatte die Bewertung zuletzt gegenüber dem KURIER als "eher traurig" bezeichnet.
"Wir kämpfen weiter"
Lebitsch kündigte am Freitag an, dass für ihn mit dem VfGH-Entscheid noch nicht das letzte Wort in der Causa gesprochen ist. Er überlege noch, eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg einzubringen. "Wir werden weiterkämpfen", sagt er.
Minister: "Sehr positiv"
Erfreulicher war der Ausgang des Verfahrens für Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP). Er fasste das Urteil "sehr positiv" auf, hieß es in einer Aussendung. "Es war mir mit Übernahme des Innenministeriums ein Anliegen, hier Klarheit zu schaffen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Geschichte zu ermöglichen", sagte Sobotka.
Er hatte in der Vergangenheit mehrmals im Alleingang und auch gegen die Einschätzung der eigens vom Ministerium eingesetzten Historikerkommission einen Abriss des Gebäudes propagiert. Die Kommission legte sich aber auf eine "tiefgreifende architektonische Umgestaltung" fest. Sobotka wolle nun eine "verantwortungsvolle und nachhaltige Nutzung" ermöglichen. Dazu solle es eine Abstimmung mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann und dem Braunauer Bürgermeister geben.