Mieter jagen einen Serienbrandstifter
Von Jürgen Pachner
Am Tag nach den Brandstiftungen riecht es im Hochhaus in der Sparkassenstraße 23 in Braunau noch immer merklich nach Verbranntem. Jeder Fremde, der das zwölfstöckige Gebäude betritt, wird von Bewohnern argwöhnisch beäugt. „Wir sind nervlich am Ende“, erklärt Mieterin Nicole Ali ihr Misstrauen. Aus Furcht vor neuerlichen Anschlägen habe sie in der Nacht zuvor kein Auge zugebracht. „Wir sind abwechselnd Schmiere gestanden und bei jedem Geräusch aufgeschreckt.“ Nachbarin Herta Schrattenecker, die seit 1969 hier wohnt, pflichtet ihr bei. „Die Angst ist groß, dass das Feuer beim nächsten Mal vielleicht nicht rechtzeitig entdeckt wird und es sogar Tote geben könnte.“
Serientäter
Am Donnerstag mussten 70 Personen in Sicherheit gebracht werden, fünf von ihnen wurden mit Rauchgasvergiftungen ins Spital eingeliefert, weitere vier vor Ort betreut. Binnen vier Stunden hatte es zwei Mal Brandalarm gegeben. Um 13.20 Uhr in einer Wohnung im 11. Stock, die renoviert wird und vorübergehend unbewohnt ist. Dann um 17.24 Uhr unterhalb der Kellertreppe, wo Hausrat und Reifen entzündet wurden. „Der Täter muss irre sein, die Anschläge ergeben keinen Sinn“, sagt Josef Schmitzberger, der den Boden vor seiner beschädigten Wohnung aufwischt. Er hatte den Schlüssel stecken lassen, damit Handwerker hinein können. „Der Brandstifter hat das ausgenützt und Polster und Decken angezündet.“
Seine Freundin Jaqueline Schrattenecker, die gegenüber mit zwei kleinen Kindern wohnt, roch das Feuer und dämmte die Flammen. „Mir ist heute noch ganz schlecht und ich hab’ Kopfweh von den giftigen Gasen.“ Beide möchten so rasch wie möglich ausziehen: „Wir wollen nicht mehr und müssen an die Kinder denken.“
Petition
Die Einsatzkräfte mussten heuer schon vier Mal zum Hochhaus ausrücken – Mitte Jänner und Anfang Juli hatte es auch im Keller gebrannt. „Es passiert immer nur bei uns etwas – Autos werden zerkratzt, Fahrradreifen aufgeschnitten und der Lift ist ständig defekt – während die Nachbarhäuser verschont bleiben“, betont Nikola Stockhammerova. Auch ihre Tochter Sarah, 5, hatte die Nacht im Krankenhaus verbracht. „Sie hat geschrien wie am Spieß, weil sie zu viel Rauch eingeatmet hat.“ Am Freitag ging es der Kleinen wieder besser.
Auch Ahmed Raffed Maholy, der mit seinen Zwillingssöhnen Hassan und Hussein das Feuer im Keller zu Löschen versucht und die Feuerwehr alarmiert hatte, durfte nach 20 Stunden Therapie wieder nach Hause.
Mit einer Unterschriftenliste wollen die Betroffenen die Wohnungsgesellschaft ISG und die Stadt dazu bringen, für wirksame Schutzmechanismen zu sorgen. „Wir brauchen Feuermelder, Videokameras und mehr Überwachung durch die Polizei.“