Chronik/Oberösterreich

Universitäten müssen mehr kooperieren

Meinhard Lukas ist Professor für Zivilrecht und Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Johannes Kepler Universität. Er betreut für die Universität den Aufbau der Medizinfakultät. Der 44-Jährige ist in Wels geboren und verheiratet.

KURIER: Man hat den Eindruck, dass die Grundstrukturen der neuen medizinischen Fakultät bereits stehen.


Meinhard Lukas: Wir sind sehr weit. Die Universität ist in das Projekt im Frühjahr 2012 eingestiegen. Der damalige Wissenschaftsminister Töchterle hat gesagt, wenn, dann kommt eine medizinische Fakultät, aber keine eigene Universität. Es wird aber noch viel zu leisten sein, damit das Projekt am Ende des Tages dort ist, wo es sein muss.

Sie repräsentieren die Universität, Elgin Drda, die Büroleiterin von Landeshauptmann Josef Pühringer, das Land.

Genau. Ich habe mit ihr in der Phase, in der wir uns in Wien um das Projekt bemüht haben, sehr intensiv zusammengearbeitet.

Sie sind bekannt als Vielarbeiter.

Das stimmt absolut. Ich arbeite 18 Stunden pro Tag.

Warum so viel?

Weil das notwendig ist. Dazwischen gibt es immer wieder Erholungsphasen. Ich lege großen Wert auf längere Urlaube. Es braucht auch immer wieder ein, zwei Tage zur Regeneration.

Sie gelten an der Universität als durchsetzungsstark. Sind Sie ein Antreiber?

Das kann ich nicht beurteilen. Aber es ist richtig, dass ich Ziele konsequent verfolge. Ich bleibe drauf. Als Wissenschaftler muss man konsequent bleiben und das hilft in dem Projekt.

Sie werden als nächster Rektor der Kepler-Universität genannt.

Hier etwas zu sagen, ist deswegen verfrüht, weil nicht einmal die Ausschreibung da ist.

Die Strukturen sind gelegt.

Die Grundstrukturen sind in der Konzeption gelegt. Jetzt geht es darum, das gemeinsam mit der Ärzteschaft am Standort in die Realität umzusetzen. Es geht darum einerseits die Berufungen durchzuführen und andererseits Lehre und Forschung in die medizinischen Abläufe, die an den drei Standorten Wagner Jauregg, AKH und Landesfrauenklinik perfekt ausgeprägt sind, einzubinden. Hier muss man mit unglaublich viel Fingerspitzengefühl vorgehen. Das haben wir in der Zwischenzeit gelernt.

Das sind Hochleistungsbereiche, wo sehr viele Leute perfekt aufeinander abgestimmt sich um die Gesundheit kümmern. Wenn nun die Forschung dazukommt, muss sie in den Prozess so eingebunden werden, dass es zu keinen Verwerfungen kommt. Das ist kein Kinderspiel und deswegen ist uns der Dialog mit den Ärzten an den Standorten so wichtig.

Neben der Errichtung der Medizinfakultät wird der weitere Ausbau der Universität diskutiert. Die Wirtschaft möchte mehr Technik, es gibt den Ruf nach einer geisteswissenschaftlichen Fakultät.

Die Implementierung der medizinischen Fakultät hat viel Bewegung gebracht. Es ist der richtige Zeitpunkt, dass vom Rektorat aus die Frage nach der richtigen Struktur der Fakultäten gestellt worden ist. Hier gibt es einen intensiven Diskussionsprozess und wie das an Unis üblich und richtig ist, wird das sehr kontroversiell diskutiert. Es geht auch um die Fragen der Kompetenzen, um die Budget- und Personalverantwortung.

Was den Hochschulstandort betrifft, ist es mir wichtig, die Dinge nicht nur durch die Brille der Johannes Kepler Universität zu sehen. Wir müssen schauen, wie sich die hohen Schulen in Linz insgesamt entwickeln. Wir haben die Kunstuniversität, die katholische Privatuniversität, die Bruckner Privatuniversität, die pädagogischen Hochschulen und die Fachhochschulen. Wenn man von Volluniversität spricht, sollte man das unter dem Gesichtspunkt aller Hochschulen und Universitäten sehen. Für den Standort ist wesentlich, dass das Angebot aller Schulen in Richtung eines volluniversitären Angebotes geht. Es gibt im Bereich der Kunstuni ebenso geisteswissenschaftliche Bezüge wie bei der katholischen Universität. Wenn man das alles sieht, wird man dem Ziel einer Volluniversität sehr viel rascher näherkommen.

Es gibt mehrere philosophische Institute, aber Philosophie kann man trotzdem nicht studieren.

Man wird sich überlegen müssen, ob man nicht das Angebot, das es an Geisteswissenschaften an mehreren Standorten gibt, nicht besser bündeln kann. Hier gibt es sicher noch Luft nach oben.

Was ist mit dem Ausbau der Technik?

Die Wünsche aus der Industrie zeigen, welche Motorfunktion die Universität hat. Das ist erfreulich. Hier wird man einen klugen Weg finden müssen, den Ausbau der Technik unter den derzeitigen gegebenen budgetären Rahmenbedingungen zu forcieren.

Es gibt kein zusätzliches Geld.

Es gibt am Standort eine erhebliche Bereitschaft, weitere Professuren zunächst einmal zu unterstützen. Es ist aber nicht realistisch, dass man eine Dauerfinanzierung von Lehrstühlen bekommt.Wir kooperieren in der Medizin mit der Uni Graz und bei den pädagogischen Hochschulen mit der Uni Salzburg. Daher ist es auch denkbar, dass wir unsere Kooperation im technischen Bereich forcieren. Das Stichwort sind die sogenannten Brückenprofessuren, die in Linz an eine bestehende Infrastruktur andocken können. Das Modell, das man an den pädagogischen Hochschulen umsetzt, könnte man auch bei den technischen Studien machen.

Bruno Buchberger kritisiert, dass es Linz versäumt hat, sich in Österreich als die internationale Universität zu positionieren.

Sein Lebensweg und das von ihm gegründete Hagenberg sind das beste Beispiel, wie man international sichtbar werden kann. Richard Hagelauer will nach dem Vorbild Hagenbergs die Idee des medical valley verfolgen. Es gibt nun den Forschungsschwerpunkt Medizin, der die Forschungs- und Entwicklungsbereiche von Unternehmen anziehen soll, damit sie sich hier mit Niederlassungen ansiedeln.

Ist das realistisch?

Das ist absolut realistisch, weil die Kepleruniversität in der Medizin zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal hat. Das ist ihre Einbindung in eine bestehende Universitätsstruktur mit den starken technischen und naturwissenschaftlichen Forschungsbereichen. Das hat keine andere Medizinuniversität. Damit sind die Voraussetzungen für die Entwicklung eines medical valleys nirgends so gut wie in Linz. Hier gibt es eine große Entwicklungsmöglichkeit und wenig ist so international wie die Medizin.

Themenwechsel. Sie haben die Stadt Linz eine Zeit lang im Swap-Prozess gegen die Bawag begleitet. Wie beurteilen Sie die Entwicklung?

Ich habe mich aus bekannten Gründen als Berater zurückgezogen. Daher ist es nicht meine Aufgabe, das Verfahren weiter zu kommentieren. Klar ist, und da muss man kein Visionär sein, dass der Fall beim Obersten Gerichtshof entschieden wird. Entweder es gibt einen Vergleich. Was ich lese, schaut es dafür nicht sehr gut aus. Oder der Fall wird durch das Gericht entschieden. Aber nicht durch die erste oder zweite Instanz, sondern durch den Obersten Gerichtshof. Bis er dort ist, wird es noch Jahre dauern. Hier sind zu heikle Rechtsfragen, als dass es nicht eine der beiden Parteien zum Oberstgericht treiben würde. Die Alternative dazu wäre ein Vergleich mit einem Gemeinderatsbeschluss mit einer Zweidrittelmehrheit. Das heißt, dass drei von vier Fraktionen zustimmen müssen. Sie müssen überzeugt sein, dass das Geld bei einem Vergleich besser investiert ist, als den Prozess fortzusetzen. Das ist eine nicht leichte Entscheidung.

Warum sind Sie nicht Politiker geworden? Sie hätten das Zeug dazu.

Ich bin hochgradig politisch interessiert. Ich habe einen großen Respekt vor der Mehrheit der Politiker , weil sie einen unglaublich schwierigen Job machen. Die Dinge werden immer komplexer, die Menschen erwarten immer einfachere Antworten, die es in aller Regel nicht gibt. Daher zeigt es schon von einem gewissen Engagement, heutzutage noch in die Politik zu gehen. Persönlich wäre das nicht die richtige Entscheidung, weil ich darunter leiden würde, dass man so komplexe Dinge so schnell entscheiden muss.