Chronik/Oberösterreich

Machland im Zeichen des Neustarts

Wenn in Mauthausen früher die Donau auf sechs Meter angestiegen ist, brach Panik aus. Heute bleiben die Leute locker im Kaffeehaus sitzen", beschreibt Gerhard Mysliwietz, Geschäftsführer des Machlanddamms, die Stimmung im Endspurt vor der Eröffnung des größten Wasserschutzprojekts Mitteleuropas. 182 Millionen Euro ließen sich das Bund, Land und Gemeinden kosten.

Der 36,4 Kilometer lange Damm fügt sich fast idyllisch ins Landschaftsbild ein. Im Ernstfall aber stemmt er sich gegen die Fluten und schützt die leidgeprüfte Bevölkerung der Gemeinden Mauthausen, Naarn, Mitterkirchen, Baumgartenberg, Saxen, Grein und St. Nikola mit ihren über 1000 Gebäuden.

Alle Inhalte anzeigen

"Wut und Verzweiflung", drückt der zuständige Landesrat Rudi Anschober in zwei Worten die Stimmung direkt nach der Katastrophe im August 2002 aus. Von europaweit 15 Milliarden Euro Schaden beklagte man alleine im Machland eine Zerstörung im Ausmaß von 500 Millionen Euro und ein Todesopfer.

Ein Projekt stand schon seit dem Hochwasser 1991 in den Startlöchern, wurde aber nie realisiert. „Wir hörten Vorwürfe von Betroffenen, die immer wieder vom Wasser heimgesucht wurden und sich im Stich gelassen fühlten", erinnert sich Anschober. Angesichts der jüngsten Erfahrungen wurden die Pläne in den Folgejahren völlig neu aufgestellt.

2008 erfolgte der Spatenstich zum Machlanddamm – heute, nur vier Jahre später, ist es soweit: „Die Menschen haben in ihrer Region wieder eine Perspektive. Die Resignation von damals hat sich komplett umgedreht", meint der Landesrat. Der Bezirk Perg stehe im Zeichen des Neubeginns, findet auch Erwin Kastner, Obmann des federführenden Hochwasserschutzverbands und Bürgermeister von Baumgartenberg.

Risiko

Wesentlich sei auch der passive Schutz: Mehr als 250 Gebäude mussten abgesiedelt werden. Überflutungsgefährdete Ortschaften wie Mettensdorf, Pitzing, Hütting und Eitzendorf wurden zur roten Zone erklärt. In Siedlungen wie Neu-Hütting oder Hochfeld entstand ein neuer Lebensraum.

Beim Bau des Damms wurden auch Fehler aus der Vergangenheit, wie das „Zubetonieren" der Ufer, rückgängig gemacht, erklärt Bauleiter Mysliwietz. Die Naarn, vorher ein schnurgerader Kanal, wurde renaturiert. Ein Fischabtrieb bringt Gleichgewicht in den Wehranlagenbetrieb. Als sanfte Kompensationsmaßnahme wurde eine neun Kilometer lange Flutmulde neben der Donau angelegt. 1.750.000 m³ Material wurden dafür ausgehoben und für die aufgeschütteten Dämme verwendet. „Die Ökologen sind schwer begeistert."

Mit einer Höhe von  sechs Metern liegt der Damm über dem Wasserstand von 2002 und entspricht einem hundertjährigen Schutz. „Mit dem Klimawandel steigt das Risiko, dass das irgendwann nicht reicht. Aber nach menschlichem Ermessen hält der Machlanddamm für eine sehr, sehr lange Zeit", ist Anschober optimistisch.

Weiterführende Links

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund