„Künstlich hochgezüchtete Liga“
Die Vienna Caps haben Matthew Zaba aus Kanada, Villach setzt auf US-Legionär Jean Philippe Lamoureux, die Graz 99ers vertrauen auf „Ahornblatt“ Frederic Cloutier und für die Linzer Black Wings ist David LeNeveu – ebenfalls ein Kanadier – im Einsatz. Die Position des Einser-Torhüters in der Erste- Bank-Eishockey-Liga (EBEL) ist bei den meisten Klubs an Spieler aus dem Ausland vergeben. Eine Ausnahme ist der KAC. Bei den Rotjacken steht mit dem 24-jährigen Renè Swette großteils ein Österreicher zwischen den Pfosten. „Ich finde es gut, dass die Kärntner für einen heimischen Keeper so viel übrig haben“, sagt Lorenz Hirn, der bei den Black Wings als Back-up-Goalie nur auf wenig Spielzeit kommt.
„Es ist nicht immer leicht für mich. Linz baut im Tor stets auf Legionäre. Zuerst war es Nestak, dann Westlund, jetzt LeNeveu“, sagt der 22-jährige Vorarlberger, der bereits das fünfte Jahr beim aktuellen EBEL-Meister unter Vertrag steht.
Erwartungen erfüllt
Dabei hat er während LeNeveus Verletzungspause – der 29-Jährige wurde am Auge operiert – gezeigt, was in ihm steckt. Hirn konnte die Erwartungen der Klubbosse voll erfüllen, doch nach der Rückkehr des Kanadiers musste er wieder in die zweite Reihe rücken. „Das tut weh.“
Der junge Mann aus dem Ländle kenne Kollegen, die aufgehört haben, weil sie von ihren Vereinen keine Chance bekommen hätten. „Die Entwicklung im heimischen Eishockey geht leider in die falsche Richtung. Wir haben eine künstlich hochgezüchtete Liga. Das geht auf Kosten der Österreicher.“ Kein Wunder, dass dem rot-weiß-roten Nationalteam der Nachwuchs fehle.
Heimische Spieler
Innsbruck zeige laut Hirn in der laufenden Saison, dass es auch mit vielen heimischen Spielern funktioniere. „Die Tiroler zeigen respektable Leistungen, auch wenn es nicht für ganz oben reicht. Das gefällt mir“, betont Hirn. Sein Verhältnis zu David LeNeuveu sei trotz des großen Konkurrenzkampfes sehr gut. „Wir motivieren uns gegenseitig. Es hat absolut keinen Sinn, gegeneinander zu arbeiten. Das ist nicht mein Ding.“ Er habe sich auch blendend mit LeNeveus Vorgänger Alex Westlund verstanden. „Mir ist es wichtig, dass ich mich gut mit meinen Torhüter-Kollegen verstehe.“
Hirn, der mit 1,72 Metern zu den kleineren Eishockey-Torhütern zählt, spiele am besten, wenn er unter großem Druck stehe. „Das brauche ich. Wenn ich reinkomme und es geht um nichts, dann kann ich mich nicht richtig motivieren.“ Der Vorarlberger will nun abwarten, was die Black Wings mit ihm vorhaben. „Wenn ich kommende Saison auch nur fünf, sechs Begegnungen spiele, macht das keinen Sinn.“
Titel verteidigen
Den fünf ausstehenden Partien in der Platzierungsrunde blickt Hirn mit großem Optimismus entgegen. „Ich bin sicher, wir werden diese Phase der Meisterschaft als Tabellenzweiter beenden. Die Mannschaft ist gut drauf, wir können wirklich jeden Gegner schlagen.“ Der Spitzenreiter, die Vienna Capitals, werden allerdings nicht mehr einzuholen sein. In den Play-offs sei dann alles möglich. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir unseren Titel verteidigen können“, so Hirn.