Trotz Ärztemangels: Kepler-Uniklinikum entlässt Facharzt wegen Fotos
Von Petra Stacher
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Fotos von Nasen findet man auf der Instagram-Seite von H. einige: Zuerst sind sie etwas krumm oder haben einen kleinen Höcker, danach schnurgerade mit einem Stupsnäschen. Es sind Vorher-Nachher-Fotos von Operationen. Denn H. ist HNO-Facharzt und Chirurg - bis Donnerstag am Kepler-Uniklinikum (KUK). Wie die Krone berichtete, wurde H. nämlich fristlos entlassen, wegen dieser Fotos.
Denn diese seien von KUK-Patienten und Patientinnen gemacht worden, noch dazu in der Klinik, weshalb das Klinikum dem KURIER die Kündigung am Freitag wie folgt bestätigt: "Von Seiten des Klinikums hat es keine Zustimmung zur Veröffentlichung von PatientInnenfotos gegeben. Wir bedauern, diesen Schritt gerade in Zeiten einer herausfordernden Personalsituation setzen zu müssen und bitten um Verständnis, dass aus rechtlichen Gründen keine Details weitergegeben werden können." Auch der Betriebsrat sei umgehend darüber informiert worden.
H. ist damit nicht mehr Teil des Teams von Paul Zwittag, Leiter der Klinik für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde am KUK, wie auch ein Blick auf die Homepage zeigt. Der Betriebsrat ist darüber entsetzt.
Einwilligung sei vorhanden gewesen
"Ich bin fassungslos. Ich kann das nicht glauben, dass in einer Situation, wo wir ganz dringend ÄrztInnen brauchen, man dann solche Leute rausschmeißt, weil sie ein Vorher-Nachher-Foto mit Einwilligung der PatientInnen gemacht haben", heißt es vom zuständigen Betriebsrat Helmut Freudenthaler zum KURIER. Er würde in engem Kontakt mit H. stehen. Dieser versichere, die Patienten und Patientinnen zuvor gefragt zu haben.
"Die Sache ist, ich habe den Arbeitgeber schon vorher gefragt und die haben gesagt: Auf den KUK-Arbeitskanälen in den sozialen Medien darf man das nicht, aber auf dem privaten Profil ist es kein Problem", zitiert die Krone H. selbst.
Im Dezember fing H. an, Fotos von seinem chirurgischen Können auf Instagram zu posten. "H. war die nächste Generation. Ein Facharzt des Uniklinikums, der nicht nur operiert, sondern auch forscht und lehrt", so Freudenthaler. Dieser kündigte rechtliche Schritte in der Causa an: "Von Seiten der Ärztekammer und auch mit der Arbeiterkammer sind wir schon im Gespräch, wie man eine solche Kündigung rückgängig machen kann."
Schlechte Stimmung in Spitälern
Ein Fall, der die ohnehin schlechte Stimmung in den Spitälern wohl nicht verbessert. So wurden erst kürzlich im KUK die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung einzelner Spitäler der Gesundheitsholding präsentiert. Mehr als 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten im KUK daran teilgenommen. Das Resultat ist niederschmetternd: Zum Thema Betriebsklima konnten die Befragten die Stimmung in Form eines "Wetterberichts" wiedergeben. Ein Drittel kreuzte "sehr regnerisch" oder sogar Unwetter an, wie der ORF OÖ berichtete. Wolkenlos strahlend sei die Stimmung nur für zwei Prozent.
Ein schlechtes Zeugnis gab es auch für das Krisenmanagment der Spitalsleitung: 44 Prozent des Personals waren damit im KUK überhaupt nicht oder nicht besonders zufrieden.
Die OÖ Gesundheitsholding (OÖG) bestätigte gegenüber dem KURIER, eine entsprechende Umfrage in allen Spitälern der Holding gemacht zu haben. Rund 15.000 Mitarbeiter seien dazu eingeladen worden. Die Rücklaufquote sei mit 40,4 Prozent sehr hoch gewesen.
Personalmangel als größtes Problem
In allen Spitälern zusammengefasst (nicht nur das KUK) seien 43 Prozent nicht besonders bis nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement gewesen. Das Betriebsklima im eigenen Bereich werde großteils als sehr positiv wahrgenommen, in Anbetracht des jeweils gesamten Klinikums sei es aber stark getrübt, so die OÖG. Der Aussage "Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Arbeitssituation sehr zufrieden" hätten 37 Prozent zugestimmt. Ein ebenso großer Teil hätte diese Aussage jedoch negativ beantwortet. Um die Situation wieder zu verbessern, gab der Großteil "mehr Personal" als notwendige Maßnahme an.
Geschäftsfürher Franz Harnoncourt verwundern deshalb die Ergebnisse der Umfrage nicht, wie aus einem Statement hervorgeht: „Die Ergebnisse der MitarbeiterInnenbefragung überraschen uns nicht wirklich. Nach zweieinhalb Jahren höchster Belastungen durch Corona, eine Vielzahl von Krisen ist die aktuell angespannte Personalsituation einer der wichtigsten Punkte, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer persönlichen Arbeitssituation am meisten beeinträchtigt und bewegt. Das hat nun für uns oberste Priorität, auch wenn wir wissen, dass dies in allen Bereichen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft das wohl brennendste Problem ist.“ Man wolle die Ergebnisse nutzen, um weitere Lösungsansätze abzuleiten und Maßnahmenbündel zu schnüren.