Arzt formte Hundebiss-Opfer neues Ohr
Von Jürgen Pachner
Es waren am Mittwoch bange Sekunden für Erich Schöfer, als ihm der plastische Chirurg Georg Huemer im AKH Linz den Kopfverband entfernte und sein neues Ohr zum Vorschein kam. „Das Organ ist stark geschwollen, aber es sieht sehr gut aus. Der Herr Schöfer wird bald wieder eine Sonnenbrille tragen können“, freut sich Huemer für seinen Patienten. Auch der Landwirt aus Unterweißenbach war über das Ergebnis sichtlich erleichtert. „Ich bin zufrieden“, lobt der 63-Jährige die Kunst des Chirurgen.
Für Schöfer scheint damit sein Leidensweg nun ein einigermaßen versöhnliches Ende zu nehmen. Wie berichtet, hatten sich am 29. Dezember 2012 vier Dobermann-Schäfer-Mischling am Nachbarhof hinterrücks auf ihn gestürzt und ihm fast das ganze linke Ohr abgebissen. „Das waren richtige Kampfmaschinen – ich hab’ damals dem Tod ins Auge schauen können.“
Schöfer wurde von den außer Rand und Band geratenen Tieren rund zehn Mal in Kopf und Körper gebissen. Dabei hatte er noch Glück, dass die Halsschlagader unverletzt blieb. „Ich hab’ aber auch so extrem viel Blut verloren.“ Eine Notoperation rettete ihm das Leben.
Die Rekonstruktion des fehlenden Ohres konnte schließlich nur in zwei mehrere Monate auseinanderliegenden Schritten durchgeführt werden. Bei der ersten Operation Mitte Jänner wurde Schöfer Rippengewebe entnommen, aus dem ein Gerüst zum Aufbau der Ohrmuschel geformt wurde. Dieses wurde in einer Hauttasche hinter dem Ohr angenäht.
Vergangen Woche wurde das Gerüst wieder abgehoben und mit Haut aus Schöfers Oberschenkel abgedeckt. Für Huemer und das AKH Linz bedeuteten diese Eingriffe eine Premiere. „Es war das erster Mal, dass ich ein Ohr rekonstruiert habe – so etwas kommt auch österreichweit nur ganz selten vor“, betont der 36-Jährige.
Schöfer kann heute das Spital verlassen, auf eine Entschuldigung der Hundebesitzerin wartete er bisher vergeblich.
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