Chronik/Oberösterreich

Leben mit dem Kompromiss

von josef ertlBiegt man von der Bundesstraße 141 aus Richtung Haag kommend nach Ried im Innkreis ein, dominiert der futuristisch wirkende Bau des Krankenhauses das Stadtbild. Obwohl das Land in den vergangenen fünf Jahren hier 63 Millionen Euro investiert hat, war Ried ein Hort des Widerstandes gegen die Spitalsreform. Das Krankenhaus ist mit seinen 1160 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber im Bezirk. Dennoch fühlen sich die Innviertler gegenüber dem Linzer Zentralraum benachteiligt. Ist das noch immer der Fall? „Die Reform war ein Kompromiss. Wir leben damit“, antwortet Primarius Friedrich Renner, der ärztliche Leiter. Man dürfe die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum nicht vergessen. Diese einzufordern gebiete seine Verantwortung. Riesendiskussion Geschäftsführer Oliver Rendel: „Es gab eine Riesendiskussion im Landtag. Wir haben die Ergebnisse der Reform zur Kenntnis genommen.“ Er verweist auf eine Umfrage der Gebietskrankenkasse, wonach nur 30 Prozent der Innviertler mit der gesundheitlichen Versorgung zufrieden seien. Hingegen hätten sich laut einer market-Umfrage mehr als 90 Prozent positiv über die Arbeit des Rieder Krankenhauses geäußert. Die Rieder schmerzt es besonders, dass die Koronarangiografie und das Setzen von Herzkathetern weggefallen sind. Durch die teilweise Schließung der Unfallchirurgie am Wochenende in Schärding hat sich in Ried die Frequenz in der Spitze um bis zu 100 Prozent gesteigert. Rendel ist mit den Investitionen durchaus zufrieden: „Wir haben eine tolle, moderne Klinik, die neue Abläufe ermöglicht.“ Beinahe alle Fächer würden tagesklinische Behandlungen bieten, wodurch sich die Verweildauer im Spital verkürze. Ried sei das Schwerpunktkrankenhaus des Innviertels „wir bieten alle medizinischen Leistungen bis auf die Neurochirurgie, die plastische Chirurgie, die Dermatologie und die Psychiatrie“. Es gibt 425 Betten, 18 Abteilungen und Institute, 188 Ärztinnen und Ärzte, rund 600 Beschäftige im Pflegebereich und rund 100 medizinisch-technisches Personal. Primarius Renner findet an der Spitalsreform auch Positives. „Sie hat neue Aufgaben gebracht wie zum Beispiel den Ausbau der fächerübergreifenden Onkologie, für die wir sehr viel Anerkennung erhalten.“ Ein Punkt, der den Landespolitikern sauer aufgestoßen ist, war die Errichtung des Instituts für bildgebende Diagnostik als Privatinstitut des früheren Spitals-Leiters. Das Spital zahlte nach Aussagen der Politiker beispielsweise deutlich mehr als eine Million für die Magnetresonanzbilder (MR). „Wir kriegen hier Leistungen zu bester Qualität“, verteidigen sowohl Renner als auch Rendel diese ärztliche Privateinrichtung. Das Institut sei ein Projektpartner des Spitals. „Das ist für uns die günstigste Lösung. Wir bezahlen den Tarif der Gebietskrankenkasse.“ Der Vorhalt, dass die Krankenhauspatienten erst ab 17 Uhr bis zwei, drei Uhr früh drankämen, weil deren Bilder schlechter honoriert würden, stimme nicht. Es dauere lediglich bis 22 Uhr. Weil die MR-Geräte teuer seien, müssten sie optimal ausgelastet werden, sagt Primar Renner. Die Reihung der Patienten erfolge nach medizinischen Gründen. Das Spital hat eine Auslastung von 85 Prozent, manchmal auch Vollauslastung. Manche Stationen sind überbelegt, wie zum Beispiel die Urologie, wo diese Woche fünf statt vier Betten im Zimmer untergebracht werden. Da ist es schon eng und die Überlegung eine Belastung für die Patienten. Die Behauptung, dass gleichzeitig drei Stockwerke unbenützt und frei stünden, stimme nicht, sagt Geschäftsführer Oliver Rendel. Es sei lediglich eine 20-Betten-Station frei. GaragenausfahrtSeit Kurzem verfügt das Krankenhaus über eine neue Garage, wo das Parken ausgesprochen günstig ist. Es ist aber rätselhaft, wer die Auf- und Abfahrten geplant hat. Sie sind derart eng, dass man achtgeben muss , um mit dem Auto nicht zu streifen. Der Höhepunkt der Fehlplanung ist die Garagenausfahrt. Wer hier mit dem Auto unbeschädigt durchkommt, darf sich zu den Autokünstlern zählen. Bereits am ersten Tag sollen drei Fahrer ihren Wagen beschädigt haben. Rendel kennt das Problem. Es seien zwar die Ö-Normen eingehalten worden, man werde aber die Ausfahrt umbauen, verspricht er.

Biegt man von der Bundesstraße 141 aus Richtung Haag kommend nach Ried im Innkreis ein, dominiert der futuristisch wirkende Bau des Krankenhauses das Stadtbild.

Obwohl das Land in den vergangenen fünf Jahren hier 63 Millionen Euro investiert hat, war Ried ein Hort des Widerstandes gegen die Spitalsreform. Das Krankenhaus ist mit seinen 1160 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber im Bezirk. Dennoch fühlen sich die Innviertler gegenüber dem Linzer Zentralraum benachteiligt. Ist das noch immer der Fall? „Die Reform war ein Kompromiss. Wir leben damit“, antwortet Primarius Friedrich Renner, der ärztliche Leiter. Man dürfe die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum nicht vergessen. Diese einzufordern gebiete seine Verantwortung.

Riesendiskussion

Geschäftsführer Oliver Rendel: „Es gab eine Riesendiskussion im Landtag. Wir haben die Ergebnisse der Reform zur Kenntnis genommen.“ Er verweist auf eine Umfrage der Gebietskrankenkasse, wonach nur 30 Prozent der Innviertler mit der gesundheitlichen Versorgung zufrieden seien. Hingegen hätten sich laut einer market-Umfrage mehr als 90 Prozent positiv über die Arbeit des Rieder Krankenhauses geäußert.

Die Rieder schmerzt es besonders, dass die Koronarangiografie und das Setzen von Herzkathetern weggefallen sind. Durch die teilweise Schließung der Unfallchirurgie am Wochenende in Schärding hat sich in Ried die Frequenz in der Spitze um bis zu 100 Prozent gesteigert. Rendel ist mit den Investitionen durchaus zufrieden: „Wir haben eine tolle, moderne Klinik, die neue Abläufe ermöglicht.“ Beinahe alle Fächer würden tagesklinische Behandlungen bieten, wodurch sich die Verweildauer im Spital verkürze. Ried sei das Schwerpunktkrankenhaus des Innviertels „wir bieten alle medizinischen Leistungen bis auf die Neurochirurgie, die plastische Chirurgie, die Dermatologie und die Psychiatrie“. Es gibt 425 Betten, 18 Abteilungen und Institute, 188 Ärztinnen und Ärzte, rund 600 Beschäftige im Pflegebereich und rund 100 medizinisch-technisches Personal. Primarius Renner findet an der Spitalsreform auch Positives. „Sie hat neue Aufgaben gebracht wie zum Beispiel den Ausbau der fächerübergreifenden Onkologie, für die wir sehr viel Anerkennung erhalten.“ Ein Punkt, der den Landespolitikern sauer aufgestoßen ist, war die Errichtung des Instituts für bildgebende Diagnostik als Privatinstitut des früheren Spitals-Leiters. Das Spital zahlte nach Aussagen der Politiker beispielsweise deutlich mehr als eine Million für die Magnetresonanzbilder (MR). „Wir kriegen hier Leistungen zu bester Qualität“, verteidigen sowohl Renner als auch Rendel diese ärztliche Privateinrichtung. Das Institut sei ein Projektpartner des Spitals. „Das ist für uns die günstigste Lösung. Wir bezahlen den Tarif der Gebietskrankenkasse.“ Der Vorhalt, dass die Krankenhauspatienten erst ab 17 Uhr bis zwei, drei Uhr früh drankämen, weil deren Bilder schlechter honoriert würden, stimme nicht. Es dauere lediglich bis 22 Uhr. Weil die MR-Geräte teuer seien, müssten sie optimal ausgelastet werden, sagt Primar Renner. Die Reihung der Patienten erfolge nach medizinischen Gründen. Das Spital hat eine Auslastung von 85 Prozent, manchmal auch Vollauslastung. Manche Stationen sind überbelegt, wie zum Beispiel die Urologie, wo diese Woche fünf statt vier Betten im Zimmer untergebracht werden. Da ist es schon eng und die Überlegung eine Belastung für die Patienten. Die Behauptung, dass gleichzeitig drei Stockwerke unbenützt und frei stünden, stimme nicht, sagt Geschäftsführer Oliver Rendel. Es sei lediglich eine 20-Betten-Station frei. Garagenausfahrt Seit Kurzem verfügt das Krankenhaus über eine neue Garage, wo das Parken ausgesprochen günstig ist. Es ist aber rätselhaft, wer die Auf- und Abfahrten geplant hat. Sie sind derart eng, dass man achtgeben muss , um mit dem Auto nicht zu streifen. Der Höhepunkt der Fehlplanung ist die Garagenausfahrt. Wer hier mit dem Auto unbeschädigt durchkommt, darf sich zu den Autokünstlern zählen. Bereits am ersten Tag sollen drei Fahrer ihren Wagen beschädigt haben. Rendel kennt das Problem. Es seien zwar die Ö-Normen eingehalten worden, man werde aber die Ausfahrt umbauen, verspricht er.