Lawinenabgang mit fünf Toten am Dachstein
Etwa 400 Meter lang und 200 Meter breit war die Lawine, die am Sonntagvormittag am Dachstein fünf Menschen mit in den Tod riss.
Die Schneeschuhwanderer waren gerade im flachen Gelände in der Nähe der Seethalerhütte unterwegs, als sich plötzlich gegen 9.30 Uhr eine Lawine im Bereich des Randkluftsteiges – üblicher Zu- und Abstieg des Hohen Dachsteins – löste und die fünfköpfige Gruppe unter sich begrub.
Nur 15 Minuten
Bereits nach einer Viertelstunde trafen die ersten Einsatzkräfte an der Unglücksstelle ein, um nach den Verschütteten zu suchen. „Ein vorbeifliegender Polizeihubschrauber hat den Lawinenabgang zufällig gesehen. Wir konnten deshalb so schnell reagieren“, schildert Christoph Preimesberger, Landesleiter der oberösterreichischen Bergrettung, den Einsatz.
Alpinpolizei und Bergrettung waren mit 30 Mann vor Ort, um die Opfer zu bergen. Unterstützt wurden sie dabei von insgesamt sechs Einsatzhubschraubern aus Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark.
Die Suche nach den Schneeschuhwanderern sei laut Preimesberger rasch vorangegangen. Dennoch konnten die Verschütteten nach 30 Minuten nur mehr tot geborgen werden. „Innerhalb der ersten 15 Minuten ist die Überlebenschance hoch, danach geht diese jedoch schlagartig nach unten“, erklärt er.
Laut ersten Angaben der Polizei dürfte es sich bei den Opfern um fünf tschechische Staatsbürger handeln – drei Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 27 und 46 Jahren.
Fehlender Gletscher
Das Dachsteingebirge gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen für Wintersportler in Österreich. Es liegt an der Grenze der beiden Bundesländer Oberösterreich und Steiermark. Der Hohe Dachstein ist mit 2.995 Metern der höchste Gipfel des Gebirges.
Die betroffene Stelle, die in etwa 2.800 Metern Seehöhe liegt, sei in den vergangenen Jahren anfälliger für Lawinen geworden. „Durch das Abschmelzen des Gletschers ist das Gelände jetzt noch steiler“, sagt Preimesberger.
Ist frischer Triebschnee im Gelände vorhanden, sollten Alpinisten vorsichtig sein. Erkennbar ist dieser an Dünen und Wechten
Sind bereits frische Lawinen ersichtlich, sollte man das Gebiet meiden
Bei mehr als 30 Zentimeter Neuschnee während der Tour sollte man umkehren
Hat es in den vergangenen Tagen stark geregnet oder war es warm, ist die Schneedecke feucht und dadurch schwerer. Die Lawinengefahr ist dadurch erhöht
Befinden sich Risse in der Schneedecke, sollte der Alpinist das Gelände nicht mehr betreten
Weitere Infos unter www.alpenverein.at
Kleinere Lawinen habe es zwar bereits gegeben, jedoch noch keine, deren Ausläufer so tief nach unten ins Flache reichten. Zudem habe es in den vergangenen Tagen Wind und starken Schneefall gegeben.
Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte im Dachsteingebirge die Lawinenwarnstufe 3, also eine erhebliche Gefahr. Inwiefern die Opfer entsprechend ausgerüstet waren, ist noch unklar.
Prinzipiell solle man im alpinen Gelände, egal ob Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer, immer mit Lawinensuchgerät, einer Schaufel und einer Sonde ausgestattet sein. Auch eine Lawinenschulung sei erforderlich. „Das ganze Equipment hilft nichts, wenn man nicht damit umgehen kann“, sagt Preimesberger. Weiters müsse bei einer Gruppe auf ausreichend Abstand zueinander geachtet werden.
Im Fall eines Lawinenabgangs sei dann die Chance größer, dass nicht alle verschüttet werden. Für die Kameraden gelte es dann, so schnell als möglich einen Notruf abzusetzen, nach Verschütteten zu suchen und Erste Hilfe zu leisten. Laut Preimesberger sei jedoch die Routenplanung am wichtigsten, um das Risiko einer Lawine so gering wie möglich zu halten.