Chronik/Oberösterreich

„Flächendeckend Krabbelstuben“

Doris Hummer ist Landesrätin für Forschung, Bildung, Frauen und Jugend. Die 39-Jährige hat Mitte September 2012 Ihren Sohn Felix geboren und sie ist nach dreimonatiger Karenz wieder ins Politikerleben zurückgekehrt. Felix ist inzwischen fünf Monate alt, 67 Zentimeter groß und wiegt acht Kilogramm.

KURIER: Wie spielt sich Ihr Tagesablauf nun ab?
Doris Hummer: Das hängt davon ab, wann mein Sohn aufwacht. Meist zwischen fünf und sechs Uhr. Ich nehme ihn mit ins Bad. Dann mache ich ihm das Flascherl. Da mein Partner in Karenz ist, hat er in der Regel Nachtdienst. Zwischen sieben und halb acht Uhr fahre ich von Grieskirchen nach Linz ins Büro. Am Abend sehe ich ihn meistens auch noch.

Die Vereinbarkeit von Mutter und Beruf funktioniert?
Sie funktioniert sehr gut. Wenn man Kindererziehung partnerschaftlich denkt und das gemeinsam macht, dann funktioniert das. Wenn mein Mann die Karenz nach einem Jahr beendet, werden wir eine Kinderbetreuungseinrichtung in Anspruch nehmen. Oder die Oma übernimmt. Je nachdem, was Felix besser gefällt.

In Grieskirchen gibt es für Ihren Sohn eine Krabbelstube. In vielen Gemeinden ist das aber nicht möglich.
Wir haben die Krabbelstubenplätze seit 2009 verdoppelt. Wir brauchen sie flächendeckend in ganz Oberösterreich. Es wird nicht jeder kleine Ort eine Krabbelstube brauchen. Wir setzen auf gemeindeübergreifende Modelle und auf betriebliche Kinderbetreuung. Damit wollen wir Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern.

Wann ist die flächendeckende Versorgung gegeben?
Wir haben seit 2009 bei der Betreuung der unter Dreijährigen einen Zuwachs von 40 Prozent verzeichnen können. Bis 2016 wollen wir eine Verdoppelung zustandebringen. Bei den Zwei- und Dreijährigen haben wir momentan eine Betreuungsquote von 27 Prozent.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 73 Prozent nicht betreut werden.
Das braucht auch nicht jeder. Wichtig ist, dass jenen, die diese Unterstützung brauchen, diese auch angeboten wird. Es ist nicht unser Modell, dass Kinder von klein auf nur fremdbetreut werden.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), die Industriellenvereinigung und auch die Wirtschaftskammer klagen, dass die Ausgaben des Landes für Wissenschaft und Forschung viel zu gering sind. Das steht im Widerspruch zum Selbstlob, dass Oberösterreich nach wie vor das wirtschaftsstärkste Bundesland ist.
Sie ist nicht so niedrig wie immer getan wird. Die Quote ist von 2010 bis 2013 um mehr als 20 Prozent gestiegen. Wir haben aber einen historischen Nachteil, wenn es um Bundesmittel geht, weil wir keine Volluniversität haben. Ein großer Teil der Forschungsgelder geht an die Universitäten. Deshalb steigt das Bundesland Oberösterreich immer schlecht aus. Prinzipiell ist wichtig zu schauen, was Forschungsförderung bewirkt. Oberösterreich ist das Bundesland mit den meisten Patentanmeldungen.

Die Industriellenvereinigung hätte lieber eine technische Universität statt einer medizinischen Fakultät. Sie begründet dies mit dem bereits herrschenden Mangel an Technikern.
Wir brauchen neben der Johannes Kepler-Universität keine Technikeruniversität. Die technische Fakultät leistet hervorragende Arbeit. Ein ganz wichtiger Punkt ist im Verbund der technischen Universitäten mitzuspielen. Das ist ja auch die Initiative der Industrie.

Wäre es nicht besser, ähnlich wie in Graz und Wien eine technische Universität Linz zu haben?
Ehrlich gesagt geht es hier nur um den Posten des Rektors und die dahinter stehende Verwaltung. Das Um und Auf ist, dass wir auf die technischen Schwerpunkte in der Ausbildung und in der Wissenschaft schauen. Das Land fördert Universitäts-Institute. Wir haben bei den Fachhochschulen einen Fokus auf die technischen Bereiche gelegt. Es wird die medizinische Fakultät hier auf keinen Fall zu einer Verringerung der Mittel für die Technik führen. Die Frage dahinter ist, wie wir es schaffen, Kinder und Jugendliche für technische Berufe zu begeistern. Da hakt es im Moment.

Wir reden von moderner Ausbildung, aber in vielen Schulen wird noch immer mit Tafel und Kreide gearbeitet statt mit dem Internet. Warum ist Oberösterreich hier so weit hinten?
Im internationalen Vergleich sind wir gar nicht hinten. Alle Schulen, die saniert oder neu gebaut werden, haben alle diese Angebote. Alle unsere Schulen haben bereits einen Internetanschluss.

Einer ist ja zu wenig. Es bräuchte jede Klasse einen.
Es braucht nur ein Netzwerk. An dem scheitert es nicht. Es gibt ganz viele Schulen, die das auch machen. Aber wir haben noch nicht 100 Prozent der Schulen umgestellt. Wir haben auch noch nicht alle Pädagogen gewonnen, das Internet auch einzusetzen. Ich möchte aber sagen, der Unterricht wird noch nicht besser, wenn man das Internet verwendet. Es kann der Unterricht mit Tafel und Kreide hervorragend sein, wenn jemand mit seiner Pädagogik begeistert. Aber die Methodenvielfalt soll natürlich beherrscht werden. Ein Pädagoge oder eine Pädagogin muss das Instrument finden, das am besten zum Unterricht passt. Durch die „Education Group“ des Landes unterstützen wir die Pädagogen bei der Infrastruktur und bei der Software. Sie entwickelt Unterrichtsmaterialen und Bildungsmedien und zeigt, wie sie an den Schulen eingesetzt werden können.

Wann hat jede Klasse Internet?
Das könnten sie schon heute haben. Es geht darum, wie die Schulen ausgestattet werden. Wir haben EDV-Räume und Laptop-Klassen. Wir werden in Zukunft den Gemeinden ein Servicepaket mit einem Eduhi-Clouding (Education Highway des Landes) anbieten. Das heißt, der Pädagoge kann zu Hause ins Internet einsteigen. Der Schüler kann ebenfalls zu Hause oder in der Schule einsteigen. Das ist ein Pilotprojekt. Es wird noch einige Jahre dauern, bis dieses System in allen Schulen installiert ist.