Chronik/Oberösterreich

Land der Brauereien und der Biervielfalt

Gemäß Bayerischem Reinheitsgebot, dem obersten Zunftgesetz, ist Bierbrauen eine recht einfache Sache: Wasser, Hopfen, Malz – und fertig. Doch so simpel ist es klarerweise nicht. Schon gar nicht, wenn bei dem Ganzen etwas Schmackhaftes herauskommen soll. Das gelingt im Kleinen immer öfter. Am Anfang steht die Liebe zum Bier und die Lust am Ausprobieren.

Steyrer Bräu

Klaus Kremsmayr braute schon während der Schulzeit im Keller des Elternhauses Bier. 2011 gründete er eine Kellerei für Frucht- und Honigweine, 2015 richtete er im ehemaligen Meierhof des Klosters Gleink das „Steyrer Bräu“ ein. Es sei einfach eine überaus abwechslungsreiche Tätigkeit, sagt der 28-Jährige: das Handwerkliche, das Betriebswirtschaftliche, die Kundenkontakte. „Ich braue genauso gerne, wie ich dann auf einer Veranstaltung stehe und das Bier verkaufe. Und natürlich schmeckt mir das Endprodukt auch.“

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Kremsmayr produziert im Jahr zwischen 100 und 150 Hektoliter Vollbier. Zurzeit betreibt er das Brauen jedoch eher nebenher, er studiert an der Kepler-Universität in Linz Sozialwirtschaft und schreibt an der Masterarbeit. Thema: Digitalisierung im Gesundheitswesen. Wie es dann beruflich weitergehen wird, weiß er noch nicht. So viel sei aber fix: „Der Betrieb wird sicher aufrechterhalten.“ Im zunehmenden Trend zu Regionalität beim Einkaufen sieht der Nebenerwerbsbrauer Kremsmayr die Chance für Betriebe wie seinen: „Das hat einen emotionalen Stellenwert, man kann sich mit seinem Bier identifizieren.“

Honigbier

Andererseits seien Biertrinker heute nicht mehr nur auf eine Sorte eingeschworen, sondern möchten immer wieder auch etwas Spezielles probieren. Ein Honigbier zum Beispiel, das Kremsmayr heuer noch auf dem Markt bringen möchte. Das „Steyrer Bräu“ ist eine von vielen Klein- und Gasthausbrauereien in Oberösterreich, Tendenz stark steigend. Der internationale Craft-Beer-Trend hat auch hierzulande zu einem rasanten Wachstum geführt. Gab es in Oberösterreich 1990 mit 20 Braustätten einen Tiefststand, so sind es laut Verband der Brauereien aktuell 62. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind 22 dazugekommen. Damit ist Oberösterreich das Bundesland mit der höchsten Dichte an Privatbrauereien. Und aus der Vielzahl ergibt sich Vielfalt.

Pfeiffis Bräu

In Ampflwang (Bezirk Vöcklabruck), hart am Hausruckwald, im Haus der Familie Pachinger in der Ortschaft Vorderschlagen, ist „Pfeiffis Bräu“ zu Hause. Mutter Marianne ist die Chefin, Sohn Robert macht das Bier. Er hat in Doemens bei München seinen Braumeister gemacht, ist also seinerzeit nicht nur von der idealistischen, sondern von der fachlichen Seite an das Projekt herangegangen. „Der Reiz war, ob ich daheim ein Bier zusammenbringe, das man trinken kann“, schildert Pachinger seine Anfangsmotivation. Nachdem das Ergebnis zufriedenstellend gewesen sei, hätten ihn Freunde zum Weitermachen ermuntert. „Und so ist das ins Laufen gekommen.“

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Auf den ersten Sud 1995 folgte 2003 die Anmeldung als Brauerei. Benannt wurde sie nach Roberts Spitzname aus Jugendzeiten, der Vater stammt vom Pfeifferhof ab. Vor eineinhalb Jahren hat er die Anlage stillgelegt und komplett neu aufgebaut, teils aus energetischen Gründen, teils um die Abläufe zu automatisieren. Unlängst war erster Sud, demnächst gibt es Pfeiffis Bier wieder. „Dann schauen wir, ob mir meine Kunden treu geblieben sind“, sagt Pachinger. Schritt für Schritt wird die Produktion hochgefahren, der Jahresausstoß soll dann wieder bei rund 15.000 Litern liegen. Abgefüllt wird ausschließlich in Fässern à 10 oder 20 Liter zum Verkauf ab Hof. Es gibt drei Hauptsorten: ein Trübes, ein Weißbier und ein Pils. Dazu kommen zur Weihnachtszeit diverse Spezialbiere: Honigbier, Porter, India Pale Ale. Den Himmelfahrtsbock zum Kirtag am 15. August hat Pachinger hingegen aus dem Sortiment genommen, der war den Ampflwangern mitten im Sommer etwas zu heftig.

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„Das Bier ist in aller Munde“, bringt Thomas Mayr-Stockinger den Trend in doppeltem Wortsinn auf den Punkt. Der Gastronom aus Ansfelden ist Wirtesprecher und Spartenobmann in der Wirtschaftskammer. Er ortet einen Wandel im Konsumverhalten: Qualität und Vielfalt statt Eintönigkeit und Menge. Immer mehr werde Bier auch von Frauen getrunken, und es gebe einen zunehmenden Wunsch der Gäste „nach etwas Speziellem, Authentischem für die Region“. Dem entspricht die Zunahme an Klein- und Kleinstbrauereien, die Mayr-Stockinger grundsätzlich positiv sieht: „Wir haben eine große Bandbreite, auch wenn man sich das manchmal etwas zu einfach vorstellt.“ Bei jenen, die das eher als Hobby betreiben, sei davon auszugehen, dass nicht jeder Sud gleich schmeckt. „Aber es gibt auch sehr professionelle Kleinstbrauereien.“ Insgesamt nehme die Qualität zu.