Kunstkrimi: Anspruch der Erben bestätigt
Diese Sache ist noch lange nicht zu Ende", sagt Bruno Binder. Der Rechtsanwalt, der das Institut für Wirtschaftsrecht an der Linzer Johannes Kepler-Universität leitet, vertritt Oberösterreichs Landeshauptstadt im Kunstkrimi um zwei verschwundene Bilder von Egon Schiele und eine Zeichnung Gustav Klimts. Die Erben, die Schadenersatz forderten, haben nun vom Landesgericht Linz Recht bekommen.
Die Stadt ist in diesem Zivilrechtsprozess laut Richterspruch „dem Grunde nach" für den Verlust der Werke verantwortlich. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Stadt wird nach Informationen des KURIER in Berufung gehen. Binder: „Dazu darf ich nichts sagen."
Vier Wochen sind auf jeden Fall Zeit, um Rechtsmittel einzulegen. Verhandlungen über eine außergerichtliche Einigung gebe es laut Julius Stieber, dem Linzer Kulturdirektor, derzeit nicht. Insgesamt vier Bilder wurden von der damaligen Eigentümerin im Jahr 1951 an die Neue Galerie verliehen. Für die Übergabe gibt es eine schriftliche Bestätigung. Sie wurde damals von Walter Kasten unterzeichnet, der ab 1947 stellvertretender Leiter und später Direktor der Galerie war. Nun sind die Werke nicht mehr auffindbar.
Der Oberste Gerichtshof hat den Erben bereits 2011 für die verschwundene Schiele-Zeichnung „Paar" 100.000 Euro zugesprochen. Im aktuellen Streit geht es um Klimts Bild „Zwei Liegende" sowie um das Aquarell „Junger Mann" und das Ölgemälde „Tote Stadt". Beide Werke wurden von Schiele gemalt.
6,25 Millionen
Die Erben bestehen nach wie vor darauf, von der Stadt Linz 6,25 Millionen Euro zu erhalten. „Über die tatsächliche Höhe der Entschädigung muss in einem weiteren Verfahren entschieden werden, und zwar erst dann, wenn das jetzt ergangene Urteil auch rechtskräftig ist", sagt Christine Mayrhofer von der Medienstelle des Landesgerichts.
Ein Vergleichsangebot der Kläger, das rund zehn Prozent des Streitwerts nachgelassen hätte, sei laut Kulturdirektor Stieber von der Stadt nicht akzeptiert worden. Linz sei bisher lediglich von einem Wert im Hunderttausender-Bereich ausgegangen. „Außerdem zweifeln wir die Echtheit eines der betreffenden Gemälde an", sagt Stieber.