Chronik/Oberösterreich

Kultur mit Industrie-Charme

Mit mannshohen Präservativen auf der  Bühne und einem Theaterstück, das aus einem Zusammenschnitt von Geschlechtsakten bestand – so begann die Spinnerei vor 15 Jahren, die Kulturszene von Traun umzupflügen. Hinter der Inszenierung von „Lust & Liebe" stand Gymnasiallehrer Erwin Dorn mit seiner Schultheatergruppe. Er gilt als Gründervater des Veranstaltungszentrums, in dem bis 1958 noch die Webstühle ratterten. Danach diente die ehemalige Textilfabrik Graumann als Lagerhalle, um dann von der kleinen, aber durchschlagskräftigen Initiative „Jugend Palette Traun" entdeckt zu werden.

Der Weg von einer baufälligen Fabrikshalle zu einem Veranstaltungszentrum, das sich mit seinem „industriellen Charme" rühmt, war ein beschwerlicher, weiß Dorn: „Das Kulturzentrum hat mit einer Hausbesetzung begonnen, die einen politischen Konsens bewirkt hat. Es war aber leider auch oft ein Zankapfel."

Richtiger Riecher

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Drei Millionen Schilling investierte die Stadt in den 1990er-Jahren für den Umbau. Kostspielig seien heute vor allem die Mietkosten. Seit Jahren bemühe man sich vergeblich, das Areal von dessen Privateigentümer zu kaufen. Einige Male sei das Kulturzentrum an der Kippe gestanden, weil immer wieder bezweifelt wurde, ob sich der  Betrieb überhaupt lohnt.

Insgesamt 10.000 Besucher bei bis zu 60 Konzerten und Kabaretts sowie ein beachtliches Sponsoring: Mit diesen harten Fakten argumentiert Geschäftsführerin Manuela Reichert für die Spinnerei, die eigentlich eine Herzensangelegenheit ist. „Wie bei alten Freunden" sei der Kontakt zu Künstlern wie Willi Resetarits, Roland Neuwirth und der inzwischen gestorbenen Trauner Blueslegende Gust Maly.

Projektleiterin Brigitte Brunner ist die, die die Stars nach Traun holt – oft sogar noch bevor sie Stars sind. Den richtigen Riecher hat sie Ende der 1990er-Jahre unter anderem bei Alf Poier bewiesen: „Damals war er nur ein schräger Typ in einem Kater-Billa-Shirt, heute füllt er die Hallen."

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