Chronik/Oberösterreich

Keltischer Kultplatz im oberen Kremstal

An Orten in Oberösterreich werden keltische Kultplätze vermutet. Auf einem markanten Hügel bei Micheldorf ist ein solcher bereits vor 3000 Jahren dokumentiert. Er lässt sich auf dem "Kulturweg K92" in einer spannenden dreistündigen Rundwanderung erkunden. Schon von Weitem sichtbar ist der knapp 600 Meter hohe steile Kegel des Georgenbergs. Kreuzwegstationen begleiten den Wanderer beim Aufstieg. Schließlich kann bei der kleinen Barockkirche der herrliche Rundumblick genossen werden. Das Massiv der Kremsmauer und die Gipfel des Pyhrn-Priel-Gebietes blitzen im weißen Winterkleid herüber.

Zu Recht gilt dieser Ort als das Wahrzeichen des oberen Kremstals. Werner Bejvl ist der Obmann des Landschaftspflegevereins Bergma(n)dl: "Bereits im Jahr 1000 vor Christus wohnten hier Menschen. Später errichteten die Kelten einen Tempel, der dem Gott Teutates gewidmet war. Viele Jahrhunderte lang war es dann ein christliches Pilgerziel." An eine Reise in die mittelalterliche Frömmigkeit erinnert im Inneren des Kirchleins die Darstellung der vierzehn Nothelfer. Wer weiß schon vom Hl. Cyriacus, der bei Besessenheit angerufen werden kann?

Erste Schneerosen

Beim Abstieg in den Georgenbergsattel lachen bereits die ersten Schneerosen aus dem steilen Waldboden. Die weitere Wanderstrecke auf einem anfangs steinigen, immer aber romantischen Waldweg führt durch einen Buchen-Kiefern-Mischwald. Das Landschaftsschutzgebiet Altpernstein ist erreicht. Klimatisch begünstig durch die Südwest-Lage wachsen auf den Kalkmagerwiesen im Frühsommer 40 Arten von Orchideen. Dieser spezielle Boden und die nie durchgeführte Düngung ermöglichen das. Im Sommer ist er ein Paradies für Äskulapnattern.

Schließlich wird die an der Felsnase des Hirschwaldsteines stehende Burg Altpernstein erreicht. Einer der Eigentümer war das namensgebende Geschlecht der Pernsteiner. Fast 1000 Jahre alt, gehört sie seit 1629 dem Stift Kremsmünster. Mehrere Generationen von Jugendlichen haben hier bis zum Jahr 2017 ihre Jungschar-Prägung erlebt. Den Besucher von heute überkommt eine gewisse Schwermut, wenn er vor der fest verschlossenen und nicht mehr betretbaren Anlage steht. Eine Ära scheint zu Ende gegangen zu sein.

So geht es in nachdenklicher Stimmung dem Rundweg folgend zum Ausgangspunkt zurück. Ein Weiler mit dem Namen Weinleithenweg wird passiert, der an die früheren Zeiten des Weinbaus zu erinnern scheint. Dieses Getränk lässt sich dann in einem der Micheldorfer Gasthäuser zu einer Jause ausgiebig genießen.

Autor Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Kultur und Natur