Kampf für und gegen Windmühlen
Der Windpark in Munderfing (Bez. Braunau) ist gewachsen, zu den bestehenden fünf Windrädern ist ein sechstes gekommen. Die Maße sind eindrucksvoll: Auf einer Nabenhöhe von 160 Metern wurden die drei Rotorblätter montiert. Jedes von ihnen misst exakt 66,77 Meter. Für das Fundament gingen 720 Kubikmeter Beton auf, der Stahlturm wiegt etwa 500 Tonnen, der gesamte Aufbau (Rotorblätter, Maschinenhaus, Transformator) weitere 150 Tonnen.
Teile aus Vietnam und Mexiko
Als größte Herausforderung beim Bau des Giganten nennt Projektleiter Lukas Winkler von der Errichterfirma EWS Consulting erstens den Transport der mächtigen Elemente. Der Turm kam in Teilen aus Vietnam, die Rotorblätter wurden aus Mexiko angeliefert. Zweitens sei es dank geologischer Vermessung des Standortes und Erstellung eines Geländemodells gelungen, nur geringe Mengen an Schotter für den Unterbau herbeikarren zu müssen.
Drei Terawattstunden wären möglich
Joachim Payr, geschäftsführender Gesellschafter von EWS, sieht für Oberösterreich ein Potenzial von 400 Windkraftanlagen. „Realistisch gesehen wäre es möglich, bis 2030 die Hälfte davon umzusetzen.“ Diese würden drei Terawattstunden Strom erzeugen, bei einem Gesamtstromverbrauch im Bundesland von 16 Terawattstunden.
Grüne für Ausbau, Schwarz-Blau dagegen
Payr ist auch Obmann der IG Windkraft Oberösterreich und weiß nicht nur, woher in natura, sondern auch in der Politik der Wind weht. Die Grünen fordern vehement den Ausbau der Windenergie, die schwarz-blaue Regierungskoalition steht allerdings aus unterschiedlichen Motiven auf der Bremse. Nichtsdestotrotz hofft Payr auf einen Schulterschluss der Parteien, „es geht um den Wirtschaftsstandort“.
Neuer Masterplan notwendig
Auch müsste der geltende Masterplan aus dem Jahr 2010 überarbeitet und an den Stand der Technik angepasst werden, argumentiert Payr. „Es sind neue Technologien auf dem Markt.“ Hätten Anlagen früher nur in Top-Lagen funktioniert, könnten sie mittlerweile für jeden Standort spezifiziert werden. „Wir sind technisch so weit, dass wir nur auf das politische Signal warten und loslegen können.“
Widerstand der Waldbesitzer
Genau das befürchtet Christian Limbeck-Lilienau: Dass nämlich auch das Projekt „Silventus“ im Kobernaußerwald mit 30 Windrädern wiederbelebt wird. Es wurde seinerzeit aufgegeben, weil das Windaufkommen als zu gering eingeschätzt wurde. Als einer von drei Eigentümern spricht Limbeck-Lilienau für die Forstverwaltung Redltal, zu der rund 1.200 Hektar Wald gehören. Die grenzen unmittelbar an jenes Bundesforsteareal an, auf dem die Anlage geplant war.
Eingriffe in das Öko-System
„Wir haben keine Parteienstellung“, weiß Limbeck-Lilienau, „und Naturschutzargumente ziehen jetzt nicht mehr“. Aber im Wald sollten grundsätzlich keine Windräder stehen, ist er überzeugt. Es gehe um das gesamte Öko-System, betroffen sei in erster Linie die Tierwelt. Es müssten Schneisen für die Transportwege geschlagen werden, die Frage der Brandgefahr sei ungeklärt, das Landschaftsbild würde massiv beeinträchtigt. Kurzum: „Es droht die Zerstörung des Kobernaußerwaldes.“ „Wir wurden damals belächelt und bekämpft“, erinnert sich Munderfings Bürgermeister Martin Voggenberger (ÖVP): „Jetzt zeigt sich, dass wir auf das richtige Pferd gesetzt haben.“ Die sechs Windräder mitten im Wald werden Strom für rund 13.000 Haushalte produzieren.
Die 3.000-Einwohner-Gemeinde ist zu 75,2 Prozent am Windpark beteiligt, die Mindestlaufzeit wird mit 20 Jahren angenommen. Die Investitionskosten in Höhe von insgesamt gut 30 Mio. € sollen sich nach 13 Jahren amortisiert haben. EWS-Boss Payr: „Der Brennstoff Wind kostet nichts.“