Chronik/Oberösterreich

„Jene, die das Sagen haben, sollen zuerst einmal zuhören“

Was denkt der Komponist und Zisterziensermönch Balduin Sulzer, der am 15. März seinen 80. Geburtstag feiert, über die Kirche? Er sehe das sehr menschlich, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. Bei den Auseinandersetzungen gehe es meistens nicht um die Kirche, „sondern es handelt sich um persönliche Machtspielchen. Wenn ich Papst bin, kann ich anders reden als wie wenn ich nicht Papst bin. Es sind doch sehr viele persönliche Machtversuche. Kriege ich einen Einfluss auf diese oder jene?“ Sulzer versteht zum Beispiel nicht, warum um Dinge wie die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion „so ein Tamtam“ gemacht werde. „Ich halte diese Art von Zusatzmoral für einen Unfug. Sie kommt aus Lehrmeinungen, die eh nicht bewiesen sind.“

Es gebe nur einen wichtigen Satz: „Deus caritas est. Gott ist die Liebe. Alles, was hier nicht dazupasst, ist falsch. Wenn ich Liebe gegen Gerechtigkeit ausspiele, wie das damals Bischof Krenn gemacht hat, ist das falsch. Mit Liebe ist das Verständnis, das Mitdenken, das Mitfühlen gemeint. Um das soll sich jeder bemühen. Auch die Päpste, die Bischöfe und die Geistlichen. Die, die das große Sagen haben, sollen einmal den anderen Leute zuhören. “ Vor allem Leute in Positionen seien leicht verführt, diese auszunutzen. „Wenn einer oben ist, ist er angehalten, sich in den unteren hineinzuversetzen.“ Das sei nicht mit Unterwürfigkeit gleichzusetzen. „Man kann getrennte Einschätzungen haben. Man sollte aber den Respekt haben, den anderen ausreden zu lassen.“ Das könne zu Spannungen führen. „Aber aus Spannungen wächst das Leben.“ Auch in der Musik gebe es Konsonanzen und Dissonanzen. „Pantha rhei, alles fließt, wie die Griechen sagen. Jeder Moment ist anders, auch wenn die Situation gleich ist. Wir sitzen hier beim Gespräch jetzt unter anderen Voraussetzungen als zu Beginn vor 20 Minuten.“ Die Dinge würden sich ständig ändern. „Ich persönlich bin nicht traurig, dass ich nicht so vorausplanen kann. Ich warte ab. Ich steige nicht geplant in den Gatsch, sondern ich lasse mich hineinschlittern. So schaut es aus, glaube ich.“

Es gehe nicht um das Zuhören können, sondern um das Zuhören müssen. Wie in der Musik, wo die Musiker berufsmäßig zuhören müssten. Der zweite Geiger auf den ersten, der Cellist auf den Bratschisten. Das passiere in der normalen Kommunikation oft nicht, weil man es nicht gelernt habe. „Im Religionsunterricht lernt man dieses und jenes, nur nicht, dass man dem anderen zuhören soll.

Zu den Feiern zu seinem 80er sagt er: „Man wird sich denken, was hat er denn, wegen der 80 Jahre. Aber ich bin das erste Mal 80 und das muss gefeiert werden.“ Aus eigener Erfahrung wisse er solche Anlässe seien wichtig, um jungen Musikern Auftrittsmöglichkeiten zu bieten.

Weiterführende Links

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund