Intendantin startet in erste Spielzeit
Von Daniel Voglhuber
Gegen 50 Mitbewerber hat sich die gebürtige Linzerin Irene Girkinger im vergangenen Jahr durchgesetzt, als sie sich für die Intendanz an den Vereinigten Bühnen Bozen beworben hat. Im September 2012 startet ihre erste Spielzeit. „Ich war echt überrascht, wobei ich, als immer weniger übrig geblieben sind, natürlich schon gehofft habe. Als ich die Entscheidung dann erfahren habe, konnte ich es ein, zwei Tage gar nicht richtig fassen.“
Besonders gefreut habe sie sich, weil die Findungskommission so hochkarätig besetzt gewesen sei.
Die Gründe, warum sie sich gerade Bozen ausgesucht hat, sind vielfältig. „Nach über zehn Jahren als Dramaturgin wollte ich den Sprung in die vorderste Reihe wagen“, sagt Girkinger, die unter anderem am Schauspielhaus Salzburg, im Theater Phönix Linz und im Wiener Volkstheater gearbeitet hat. Zumal reize sie der vielseitige Spielplan und sie kenne das Haus schon von früheren Kooperationen. Schließlich gefalle ihr als studierte Romanistin Italien ohnehin.
Das Theatervirus packte die heute 36-Jährige, als sie mit ihrer Schulklasse regelmäßig das Theater Phönix in Linz besuchte. „Ich wollte immer ans Theater. Allerdings wusste ich, dass mein Platz nicht auf der Bühne, sondern dahinter ist.“ Während des Studiums in Salzburg hospitierte sie erstmals am Schauspielhaus. Der Mozartstadt blieb sie treu und kam immer wieder zurück, etwa als Produktionsleiterin für den Jedermann bei den Festspielen.
Und obwohl sie acht Jahre hindurch dasselbe Stück betreute, sei ihr nie langweilig geworden – im Gegenteil. „Regisseur Christian Stückl hat den Jedermann jedes Jahr aufs Neue befragt.“
Dass sie selbst einmal Platz am Regiestuhl nimmt, ist für sie aber ausgeschlossen. „Ich beobachte und reflektiere, aber ich kann nichts szenisch umsetzen“, erklärt die Kulturschaffende, die derzeit noch zwischen Wien und Bozen hin und her pendelt. Was sie in Zukunft in Südtirol kräftig in Angriff nehmen möchte, ist ein Brückenschlag zwischen deutschsprachiger und italienischer Bevölkerung.
Geschichte
„Im kommenden Jahr steht das Musical Das Ballhaus am Spielplan. Dabei wird die Geschichte Südtirols mit Schauspiel, Tanz und Musik aufgeführt. Das Stück kommt ohne Worte aus.“ Großen Wert lege sie darauf, dass die Werke am Spielplan, auch Klassiker, stets eine Anbindung an die Aktualität haben müssen. Also so, wie das in der Zeit von Martin Kušej bei den Salzburger Festspielen gewesen sei, oder in Linz im Phönix praktiziert werde, das sie regelmäßig besucht.
Generell zeigt sich Girkinger von der Theaterlandschaft der Landeshauptstadt, besonders von der Off-Szene, beeindruckt. „Ich finde vor allem das Angebot an Kinder- und Jugendtheater herausragend.“
Karriere
Die Linzerin Irene Girkinger studierte Romanistik in Salzburg und Paris sowie Kulturmanagement in Wien. Sie arbeitete bis 2005 vier Jahre lang als Dramaturgin und Pressereferentin am Schauspielhaus Salzburg. Dann war die 36-Jährige für zwei Jahre am Theater Phönix in Linz tätig. In den vergangenen Jahren lag ihr Betätigungsfeld im Wiener Volkstheater.
Bis zum Sommer 2011 war Girkinger beim Jedermann in Salzburg für die Produktionsleitung verantwortlich.