Chronik/Oberösterreich

Industrie: „Entweder Gas oder Atomstrom“

Wenn Russland weiterhin 40 Prozent des österreichischen Gasbedarfs liefert, „dann gibt es kein Problem“. Ein Problem gebe es erst dann, wenn Russland seine Lieferungen völlig einstelle, sagt Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich, im Gespräch mit dem KURIER. Die Speicher seien gut gefüllt.

Sparen senkt den Preis

Macht Energie sparen Sinn? Frommwald: „Ja, jeder Kubikmeter Gas, den wir nicht brauchen, hilft. Denn es geht nicht nur um die Menge, sondern um die Preise.“ Jeder eingesparte Kubikmeter reduziere die Nachfrage und die Preise würden sinken.

EU hat zu spät reagiert

Sind die Sanktionen der EU sinnvoll? „Sie sind richtig, nur hätte sich die EU zum gleichen Zeitpunkt sofort überlegen müssen, was zu tun ist, um die Gas- und Strompreise zu stabilisieren.“ Das sei nicht passiert, es passiere nun, mit einer Verzögerung von sieben, acht Monaten.Österreich und Deutschland seien stärker vom russischen Gas abhängig als andere Länder. Aber grundsätzlich waren die Sanktionen richtig. „Aber man hätte sehen können, dass es zu einer Reaktion kommt, und dass diese über die Energie kommt, war vorauszusehen. Das ist der einzige Hebel, den Putin hat. Man hätte hier schneller Lösungen finden können.“

Hoffen auf die Zeit nach Putin

Wo sind mittel- und langfristig die Alternativen? Frommwald: „Man kann nicht davon ausgehen, dass wir auf Dauer kein russisches Gas bekommen, denn es gibt auch eine Zeit nach Putin. Wir werden immer Gas brauchen, es lassen sich nicht alle Prozesse in der Industrie elektrifizieren. Die Industrie wird weiterhin Gas brauchen.“ Das könne entweder grünes Gas aus der Landwirtschaft sein oder irgendwann grüner Wasserstoff. „Hier reden wir von zehn bis 15 Jahren.“

Erneuerbare Energie reicht allein nicht

Frage: „Aber Gas ist doch nicht klimaneutral?“ Frommwald: „Wir werden mit erneuerbaren Energien alleine nicht durchkommen. Heuer war zum Beispiel weniger Sonne, weniger Wind und weniger Wasser. Das wird immer wieder so sein. Wir brauchen eine Brückentechnologie. Jetzt kann man darüber streiten, ob Gas oder Atomstrom besser ist. Man kann nur hoffen, dass in absehbarer Zeit so viel erneuerbare Energie so billig zur Verfügung steht, dass wir ausreichend grünen Wasserstoff erzeugen können. Es ist aber illusorisch, dass Österreich 2040 klimaneutral ist. Das ist ein Schwachsinn. Das wird nicht gehen.“