"Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein"
Die Last ist einerseits groß, aber anderseits auch federleicht. Ein Stück, das vollbepackt ist mit Klischees, kitschiger Romantik und höchst erfolgreichen Film- und Theaterproduktionen im Stammbaum, muss im modernen Linzer Musiktheater reüssieren. Doch keine Angst: Mit der Neuinszenierung des Operetten-Klassikers "Im Weißen Rössl" ist ein fröhliches ungezwungenes und professionelles Theatervergnügen gelungen.
Der KURIER durfte bei der Preview der Produktion am Feiertags-Donnerstag dabei sein. Gestern ging die Premiere über die Bühne.
Der erfahrene Operetten-Regisseur Karl Absenger, der die Salzkammergut-Ode 2008 schon in Mörbisch inszeniert hat, lässt bei seinem Linz-Debüt keinen Trumpf des von Ralf Benatzky in den 1930er-Jahren arrangierten "Singspiels in drei Akten" ungehoben. Die moderne Bühnen- und Lichttechnik im Landestheater bieten eine tolle Basis, der sich Absenger und sein Team bedienen.
Stimmungswelten
Frech, flott, bunt und trotzdem traditionell setzt Kostümbildner Götz Fischer das vielköpfige Ensemble in Szene. Dirndl, Lederhosen und Goiserer, selbst für die Tanz-Crew, wirken richtig fesch. Massenszenen auf der Riesenbühne werden als gefälliger Augenschmaus serviert. Ballett-Einlagen vermitteln Lockerheit und Lebensfreude, die mit Augenzwinkern das Alpenländische aufs Korn nimmt.
Ans Gemüt gehen die Darbietungen der Hauptdarsteller. Gotho Griesmeier als resche Rösslwirtin, Matthäus Schmidlechner als impulsiver Kellner Leopold und Kim Schrader als sein Konkurrent Rechtsanwalt Sieder sowie Julia Grüter als Tochter Otti servieren gekonnt die Serie der Ohrwürmer.
Hitserie
Kassenschlager, wie die Hits "Mein Lieblingslied muss ein Walzer sein" , "Die ganze Welt ist himmelblau", "Zuschaun kan i net", "Es muss was Wunderbares sein" oder die Salzkammergut-Hymne "Im Weißen Rössl" lassen das Publikum schmelzen. Natürlich immer ein Höhepunkt im bunten Treiben um Liebe, Eifersucht, Sommerfrische-Idylle samt majestätischem Auftritt des Kaisers Franz Joseph (Gerhard Brössner) sind die Szenen des schönen Sigismund. Dem kahlköpfig mit dem Flieder eindüsenden Sven Hjörleifsson gelingt eine Punktlandung.
Das Ensemble, das hin und wieder im Zuschauerraum auftaucht und Gäste sogar zum Tänzchen einlädt, hat mit dem Bruckner Orchester einen verlässlichen Rückhalt. Voll präsent, aber nie zu dominant bespielen die Musiker ein breites Repertoire. Das Stück birgt Hits zwischen Walzer- und Boogie-Rhythmen, klassischen Operetten-Heulern und auch Volksmusikeinlagen.
Nicht unerwähnt soll die gute schauspielerische Leistung bleiben. In Erinnerung bleiben Szenen des Berliner Kurgasts Wilhelm Giesecke (Günter Rainer), der sich mit seiner Berliner Schnauze köstliche Ösi-Duelle liefert.
Gespielt wird "Im Weißen Rössl" bis Juli 2017.