„Ich bin ein großer Fan der Fans“
Der Maler Thomas Strobl hat sich in den vergangenen 14 Monaten intensiv mit der Fankultur im Fußball befasst. Das Ergebnis sind 20 großformatige Ölgemälde, die derzeit in der Linzer Tabakfabrik ausgestellt sind. Strobl verewigte auch Anhänger der oberösterreichischen Vereine Ried, Blau-Weiß, LASK und Vorwärts Steyr.
KURIER: Herr Strobl, sind Sie selbst auch ein Fußballfan?
Thomas Strobl: Nein, überhaupt nicht. Der Sport selbst hat mich eigentlich nie so richtig interessiert. Ich bin ein großer Fan der Fans. Mir sind die Menschen wichtig, die hinter der Sache stehen.
Warum haben Sie sich dann so intensiv mit dem Thema Fußball beschäftigt?
Es kommen bei meinen Bildern keine Fußballer vor, auch keine Bälle. Der Sport steht im Hintergrund. Mich haben Fotos von Fangruppen inspiriert. Manche dieser Fotos erinnerten mich an Gemälde alter Meister, die etwa Szenen der französischen Revolution zeigen. Seitdem beschäftige ich mich fast rund um die Uhr mit der Fankultur.
Sie sind in Linz aufgewachsen. Waren Sie nie bei Spielen von VÖEST oder dem LASK im Stadion?
Nein, ich bin auch früher nicht auf den Fußballplatz gegangen. Ich war als Kind eher unsportlich. Natürlich kenne ich die Legenden, die mit den Namen VÖEST und LASK verbunden sind.
Braucht ein Künstler, der sich mit der Fankultur auseinandersetzt nicht auch eine gewisse Leidenschaft für das Spiel?
Eugène Delacroix, der die berühmte Revolutionsszene gemalt hat, war ja auch kein Aktivist der französischen Revolution. Ich sehe in erster Linie Strukturen, Farben, Formen, Körper, und auch Gesichter.
Ausgangspunkt für Ihre Fanbilder waren Fotografien. Wo haben Sie diese herbekommen?
Die Klubs haben mich da unterstützt. Vor allem Red Bull Salzburg hat mich mit Material überhäuft, das war unglaublich. Ich habe aber auch Schnappschüsse aus dem Internet genommen.
Wie lange haben Sie für ein Bild gebraucht?
Vier, fünf Wochen. Ich habe öfters auch parallel gearbeitet, an mehreren Bildern gleichzeitig. Mich wundert es, dass ich so rasch fertig war, nach 14 Monaten. Die Arbeit hat mir Riesenspaß gemacht.
Haben Sie ein Lieblings-Fanbild?
Ja, das mit den Sturm-Graz-Anhängern gefällt mir am besten. Das hat wohl mit den Farben des Vereins zu tun. Ich male nämlich sehr gerne in Schwarz-Weiß.
Können Sie sich vorstellen, auch Fans anderer Sportarten zu malen?
Warum nicht! Es würde auch beim Eishockey gehen, oder beim Skifahren. Ich kann mir viel vorstellen. Mein nächstes Projekt ist aber schon fixiert.
Was dürfen wir uns erwarten?
Ich werde demnächst die deutsche Fankultur auf Leinwand bringen. Nach einem Bericht im Nachrichtenmagazin Spiegel ist unser Nachbarland auf mich aufmerksam geworden. Es gibt schon einige Fanklubs, die interessiert sind.
Strobl: Ein Linzer, der in Wien lebt
Thomas Strobl ist 1967 in Linz geboren worden. Von 1989 bis 1994 studierte er in seiner Heimatstadt Malerei. Den in Wien lebenden Kreativen fasziniert nicht nur eine an der gesehenen Realität orientierte Kunst. Er bediente sich schon früh der Fotografie, um diese zu „transformieren".
Strobl dazu: „Ich benutze die Fotovorlage nicht als Werkzeug, um der Wirklichkeit möglichst perfekt zu entsprechen, sondern wegen der Distanz zur Wirklichkeit, die durch den fremden Blick, nämlich den des Fotografen, entsteht." In den vergangenen 14 Monaten hat Strobl 20 großformatige Ölgemälde geschaffen, die Fußball-Fans in Momenten größter Anspannung und Entladung zeigen.
Die Ausstellung mit Strobls Werken ist unter dem Namen kult_kurve_masse_messe noch bis 4. Juli 2012 in der Linzer Tabakfabrik zu sehen.