Chronik/Oberösterreich

„Ich bin ein Fan von Altstädten“

Hartlauer ist eine Erfolgsgeschichte. Der Pressefotograf Franz Josef Hartlauer gründete 1971 in Steyr ein kleines Fotogeschäft. Im Herbst 2011 wurde das 40-Jahr-Firmenjubiläum gefeiert. 160 Standorte mit insgesamt 1360 Mitarbeitern haben im vergangenen Jahr  218,4 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Ein Gespräch mit  Robert F. Hartlauer, der im Jahr 2000 mit 24 Jahren das Unternehmen seines Vaters übernommen hat.  

KURIER: Wie läuft das Geschäft?
Robert Hartlauer: Es geht immer gut. Ich bin ein Grundoptimist. Wir setzen auf die vier Säulen Foto,  Handy, Optik und Hörgeräte. Es sind nicht immer alle vier Bereiche gleich gut unterwegs, aber wir kämpfen. Die Stimmung ist gut. Wir haben uns zum Beispiel aus dem Fernsehgeschäft zurückgezogen, weil wir entschieden haben, dass es nicht zu unserer Struktur passt.

Sie sind hauptsächlich in den Städten vertreten.
Ich bin ein Altstadt-Fan. Wenn es möglich ist, bevorzuge ich Lagen in der Altstadt. In drei Wochen eröffne ich in Hollabrunn in der Altstadt ein 150--Geschäft.   Langfristig gesehen  glaube ich, dass   Lagen mit einer 500-jährigen Geschichte nicht einfach umgebracht werden von kurzfristigen Erscheinungen wie den Einkaufszentren.
 
Einkaufszentren sind kurzfristige Erscheinungen?
In Wahrheit ist jedes Einkaufszentrum  gleich wie das andere. Man hat 60 Prozent wiederaufbereitete Luft und das Einkaufserlebnis beschränkt sich darauf, dass man Geschäfte hat, wo man etwas kauft. In einer Altstadt hat man wirklich ein Erlebnis, man hat Natur, frische Luft, Architektur, spannende Plätze, wo man einen Kaffee trinken kann. Die Einkaufsstädte werden bleiben. In den vergangenen 20 Jahren haben sich in Österreich die Verkaufsflächen verdoppelt. Meine Überlegung ist, wenn der Kunde Beratung sucht und ich über gute Verkäufer verfüge,  dann kommt der Kunde in die Altstadt, wenn ich dort bin.  Natürlich komme ich an Zentren, die wie Großstädte sind, nicht vorbei. Zm Beispiel an einer SCS oder an einem Donauzentrum in Wien. Teilweise verwende ich die Zentren als Ergänzung. Ich habe zum Beispiel  in Amstetten ein schönes, großes Hartlauer- Geschäft mit 600  und einen 60-Quadrameter-Handy-Shop im City Center.

Welche Sparte läuft am besten?
Bei den Hörgeräten bin ich in einem sehr starken Wachstum, weil ich Geschäfte in diesem Bereich nachrüste. Mein Ziel ist es, hier die Nummer eins in Österreich zu werden.  In der Augenoptik ist der Wettbewerb sehr intensiv. Der Fotobereich ist vom generellen Trend her  alarmierend,  bei mir Gott  sei Dank nicht.
Laut den Erhebungen geht der Verkauf von Kompaktkameras um 15 bis 20 Prozent zurück, weil sie von Handys abgelöst werden.    
Wir können das ausgleichen durch die Steigerung bei System- und Spiegelreflexkameras. Wir legen hier auf Beratung sehr viel Wert. Wir können dem Kunden auch eine Empfehlung aussprechen.

Beratung ist eines Ihrer Markenzeichen.
Es gibt überall gute Leute. Es ist meine  Zielsetzung, dass ich die besten Mitarbeiter bekomme. Wir machen sehr viel in der MitarbeiterAusbildung, in der Hartlauer-Akademie.
 Es geht nicht nur darum, dass Fachwissen im Kopf ist.  Beratung heißt, dass man den  Kunden aktiv nach seinen Wünschen fragt.

Warum gehen die Konsumenten  zu Hartlauer und nicht in einen Handy-Shop oder zu Saturn?
Weil sie bei Hartlauer besser beraten sind. Unsere Mitarbeiter versuchen freundlich zu grüßen, wir versuchen auf den Kunden zuzugehen. Weiters sind wir ein österreichisches Familienunternehmen. Manchen ist es wichtig, dass sie beim Einkauf österreichische Unternehmen gegenüber ausländischen bevorzugen. Der Kunde hat bei uns nicht den absoluten Preis, sondern das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir versuchen, dem Kunden im Geschäft ein Mehr an Leistung zu geben. Zum Beispiel dreijährige Garantien. Das Wichtigste ist die gute Beratung, denn wenn ich mir eine Kamera kaufe und die passt nicht  für mich,  dann ist sie in jedem Fall zu teuer.  Wenn ich aber die richtige kaufe und ich damit eine Freude habe, dann werde ich sie entsprechend nutzen.
Im Optik-Bereich bin ich nach wie vor der Günstigste. Mein Konzept heißt, mit Markenbrillen und Markenfassungen in allen Kategorien wesentlich günstiger zu sein als die Mitbewerber.  35 bis 40 Prozent der Brillenträger kaufen bei mir.


In all Ihren vier Bereichen gibt es Spezialisten: Fachgeschäfte für Fotos, für Handys, Optiker, etc. Sie bieten alles gleichzeitig an.
Nein, ich habe ausschließlich Spezialisten. Ich habe 450 Augenoptiker, 140 Akustiker. Bei mir gibt es vier Shops in einem Haus. Wie in einem Einkaufszentrum. Ich habe nicht einen Optiker, der ein bisschen Handy verkauft und nicht einen Handy-Verkäufer, der ein bisschen Optik verkauft.  Das wird mir lediglich vom Mitbewerb angedichtet, deshalb sage ich es in aller Klarheit.  Ich habe die Spezialisten. Eine  unserer Stärken ist zum Beispiel, dass wir im Handy-Bereich unabhängig vom Netzbetreiber die Kunden beraten können. Wenn der Kunde zum Beispiel mit seiner Rechnung zu uns kommt, können wir ihm auf Knopfdruck sagen, was die Leistung gekostet hätte bei den acht Tarifen, die es in Österreich gibt.

Der Handy-Kunde erfährt bei Ihnen mehr als wie wenn er in einen Shop eines Netzbetreibers geht?
Ganz sicher. Ich mache alles, was der Shop macht.  Und das gleichzeitig für mehrere Netzbetreiber.  Das ist sinnvoll, weil man heute oft nur die Sim-Karte anmeldet, dafür einen niedrigeren Tarif bekommt und  die Hardware kauft man sich einfach frei. In Wahrheit ist ein Gratishandy nichts anderes als  eine Teilzahlung auf 24 Monate.  Das Telefon ist ein nicht zu unterschätzendes  Finanzthema für jeden Privathaushalt.


 Ist Telekommunikation der Bereich mit dem größten Wachstum?
Hier lege ich mich nicht genau fest, denn der Hörgeräte-Bereich wächst auch sehr stark. Das hat auch damit zu tun, dass ich noch am expandieren bin.
Der Fotobereich ist in einer Veränderung, weil die Kompaktkameras mittelfristig verschwinden werden  und in die Handy-Kameras  wandern. Wobei ich aber noch immer kein Handy kenne, das  einer guten Kompakt-Kamera das Wasser reichen könnte. Bei gutem Licht ja, bei kritischen Lichtverhältnissen definitiv nein. Die Spiegelreflexkamera ist sowieso eine andere Welt.   Die wertige Fotografie wird sicher bleiben. Ich sehe die Veränderungen als Chance. Es ist   noch nie so viel fotografiert worden wie heute. Denn es hat noch nie so viele Kameras gegeben.
Die Fotografie wird sehr, sehr populär. Durch die sozialen Netzwerke, die Fotobücher.  Jeder kann zu schönen Fotos kommen.
Früher hat eine Familie durchschnittlich 2,4 Filme pro Jahr verbraucht, also rund 70 Bilder. Heute  fahren manche auf Urlaub und kommen mit 600 Bildern nach Hause.  Dementsprechend kann sie sich die zehn Prozent schönsten Bilder aussuchen. Man ist dann motiviert, die Bilder ins Internet zu stellen und sich ein Fotobuch zu bauen. Meine persönliche kreative Leidenschaft ist es, meine Bilder nachzubearbeiten.

Werden Sie expandieren?
Wir nehmen permanent Standortveränderungen und Optimierungen vor. Jedes Jahr investieren wir dafür ein paar Millionen Euro. Ich stelle beispielsweise das Lichtsystem auf LED-Lampen um, wodurch wir sinkende Energiekosten verzeichnen.
 Wir haben nach Slowenien expandiert. Wir waren nicht erfolgreich und haben viel Geld vernichtet.  Ich habe viel gelernt. Wir hätten uns länger vorbereiten müssen. Slowenien ist viel bürokratischer als Österreich. Wir sind in jede Falle hineingetappt. Ich bin aber auch enttäuscht von der dortigen Mentalität.

Spüren  Sie den Internet-Handel?
Er ist für mich keine Bedrohung, denn er ist ein Versandsystem. Ich selbst kaufe dann online, wenn ich Sachen physisch nicht kriege. Internethandel ist nicht komfortabler, denn man muss die Sachen ja wieder einpacken und zurückschicken, wenn sie einem nicht gefallen.
 Im Geschäft hingegen bekomme ich Beratung, ich kann mir die Dinge anschauen und sie angreifen. Ich glaube, dass das persönliche Vertrauen, das ein Verkäufer zum Kunden entwickelt, einen großen Wert hat. Darauf baue ich.