Gummipuppe Monika beim Bügeln
Von Daniel Voglhuber
Noch heute schmunzeln in Steyr viele über Bernadette Hubers „Stresstest für Steyrdorf“. Dort sorgte die Multimedia-Künstlerin vor zwei Jahren mit ihrer „Bar NADETTE – Die Macht des Tratsches“, einem fiktiven Bordell, für ausreichend Gesprächsstoff. Bei dem gemeinsam mit Christina Hinterleitner konzipierten Projekt, das sie als Intervention im öffentlichen Raum beschreibt, klebte sie auf die Fenster eines aufgelassenen Geschäftslokal im Stadtteil Steyrdorf rosa Folien. Dazu kamen Postwurfsendungen und eine Homepage, die den Bewohnern den Eindruck vermittelten, dort würde ein Rotlicht-Etablissement entstehen.
„Der Hintergrund dabei war vielfältig. Es ging einerseits um den Umgang mit Bordellen. Andererseits ging es darum, dass Menschen glauben, was sie glauben wollen“, erklärt die Künstlerin. Die Reaktionen damals seien sehr verschieden gewesen. So habe es schriftliche Anfragen gegeben, ob in dem Lokal mit einer Happy Hour zu rechnen sei. „Von der Wohnungsgesellschaft, der Eigentümerin des Hauses, bekam die Bar NADETTE ein Schreiben, dass die Folien sofort entfernt werden müssen.“ Mittlerweile gibt es auf der noch immer existierenden Homepage des Bordells einen gelben Kasten, der darauf hinweist, dass es sich um ein Kunstprojekt handelt. „Ich habe mich rechtlich abgesichert. Wenn nämlich wer extra deswegen nach Steyr fährt, könnte ich geklagt werden.“
Feminismus
Eines ihrer großen Themen ist die Beschäftigung mit Erotik, dem Feminismus und der Ausbeutung der Frau. Mitte der 90er-Jahre montierte sie in „Ausland Seite 5“ einen jungen Mann im Adamskostüm mit Gärtnerhut in den berühmten Platz einer kleinformatigen Zeitung. „Bei Frauen denkt man sich nichts über den Text dazu. Plötzlich stand da etwas vom süßen Buben vom Land.“ In Zeiten, als Pornos für Frauen rar waren, regte das sicherlich zum Nachdenken an. Mit der Gummipuppe Monika aus einem Sexshop thematisierte sie die Beziehung zwischen männlicher Lust und weiblichem Rollenverständnis. Huber drehte mit ihr Filme, die sie unter anderem beim Bügeln zeigen. „Ob Sexarbeit oder Hausarbeit, der Abstand zwischen Sexobjekt und Haushaltssklavin ist gering. Beide Rollen sind Formen von Ausbeutung, welche die Frau frustrieren und sie in eine ausweglose Situation bringen“, ist sie überzeugt.
Schiele
Ebenfalls mit Rollenbildern spielte ihre viel beachtete Filmarbeit „egon’s blue sex box“, die im Schiele-Art-Center in Krumau und im Leopoldmuseum Wien gezeigt wurde. Darin animierte sie die nackten Körper des Künstlers zu einem Daumenkino. Derzeit hat Huber in Rom ihre Zelte aufgeschlagen. Dort hat sie vom Kunstministerium ein Stipendium für künstlerische Fotografie bekommen. In der ewigen Stadt fotografiert sie beim Fotografieren – wegen der Touristenmassen ein idealer Ort. Im Herbst ist die Steyrerin bei der Ausstellung „Der nackte Mann“ im Linzer Kunstmuseum Lentos vertreten.