Chronik/Oberösterreich

Fronten verhärtet: „Wir kämpfen weiter“

Beim Streit um ein Carport in der Mühlviertler Gemeinde Reichenthal ist kein Ende in Sicht. Wilfried R., der den Unterstellplatz für sein Auto im Oktober des Vorjahres errichten ließ, muss sich in dieser Sache vor dem Landesgericht Linz verantworten. Seine Nachbarin Maria Weißenböck hatte ihn geklagt. Weil ihr das „Recht auf Licht und Luft“ genommen worden sei. Die für Dienstagvormittag angesetzte Verhandlung fiel ins Wasser. R. könne wegen eines dringenden beruflichen Termins nicht vor Gericht erscheinen, ließ der hochrangige Finanzbeamte Richterin Karin Gusenleitner-Helm wissen.

Zugemauert

Seit das Carport steht, fühlt sich Weißenböck zugemauert. Sie müsse in Wohnzimmer und Küche ohne Fenster auskommen. Das setze ihr gesundheitlich zu. „Ich habe ernsthaft überlegt, aus meinem Haus auszuziehen. Aber ich will nicht weg, ich lebe schon so lange hier“, erzählt die 77-jährige Witwe. Die Fronten zwischen ihr und R. sind verhärtet. Ein von der Richterin angestrebter Vergleich ist in weite Ferne gerückt. Außergerichtliche Treffen zwischen den Rechtsvertretern der beiden Parteien brachten kein Ergebnis. „Mein Mandant hat rechtlich die Nase vorn“, betont Anwalt Josef Schartmüller, der R. vertritt. Er sehe keine Gesprächsbasis mehr mit der Gegenseite. „Frau Weißenböck war ja mit unserem Angebot nicht zufrieden.“ R. hatte als Kompromiss vorgeschlagen, die Ausbaupläne im oberen Stockwerk seines Hauses zu stoppen – so lange, bis Weißenböck nicht mehr seine Nachbarin sei.

Rechtliche Mittel

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass das Carport stehen bleiben soll. Darum geht es schließlich“, entgegnet Walter Dobler, der Rechtsbeistand der 77-jährigen Pensionistin.„Ein Kompromiss heißt für mich aufeinander zugehen. Das ist hier leider nicht der Fall“, sagt Dobler. Er sei bereit, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen und weiter gegen das Carport anzukämpfen. „Wir geben nicht auf.“ Schartmüller zeigt sich gelassen: „Von rechtlicher Seite haben wir nichts zu befürchten.“