Chronik/Oberösterreich

Friedhof der Kuscheltiere: Von der Maus bis zum Bernhardiner

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Eine Handvoll feiner Asche mit porösen, weißen Brocken – das ist alles, was der 42-jährigen Ulrike Falkner von ihrem Kater Carlo geblieben ist.Ihr geliebtes Haustier litt an mehreren Tumoren im Magen und musste eingeschläfert werden. „Die Entscheidung ist mir schwergefallen, aber ich wollte ihm die Qualen ersparen“, sagt die Tierfreundin, für die es nicht infrage kam, ihren Carlo der Tierkörperverwertung zu überlassen.

 

Stattdessen legte sie ihn in die vertrauensvollen Hände von Anneliese Jarolim, die seit 1988 ein Tierkrematorium mit Urnenfriedhof in Pasching führt: „Für manche sind die Haustiere ein Kinderersatz und sie wünschen sich eine würdevolle Beisetzung. Ich bin glücklich, wenn ich ihnen das ermöglichen kann.“ Oft entwickeln sich sogar Freundschaften mit den Tierbesitzern. Die Krematoriumsleiterin hat immer ein offenes Ohr für ihre Kunden, die Anekdoten erzählen und Bilder herzeigen. „Mich berührt es immer, wenn jemand sein Herz an ein Tier hängt und es dann verliert“, sagt sie verständnisvoll und krault ihren Hund. Dessen Vorgänger, Hugo, thront heute in einer Urne am Nachtkästchen während die Katze Minki ihren Lieblingsplatz am Fensterbrett auch nach ihrem Ableben behalten durfte.

„Manchmal ist man einfach froh, wenn man seinen geliebten Zeitgenossen wieder heim nehmen darf. Und wenn es nur in einer Urne ist“, weiß die alte Dame aus eigener Erfahrung.In den Wintermonaten werden rund 30 bis 40 Haustiere in Pasching kremiert. Im Sommer sind es weniger, weil manche ihre Tiere illegal im Garten vergraben würden, weiß Otto Watzkarsch, der die Knochenarbeit erledigt. Bei 900 Grad in einem umgebauten Industrieofen braucht eine Hauskatze etwa zwei Stunden, bis sie vollständig verbrannt ist. „Das Kleinste, was wir bisher hatten, war eine Maus, das Größte ein 60 Kilo schwerer Hund. Da sind wir aber hart an der Grenze“, erklärt Watzkarsch.

Trauerkitsch

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Von übertriebenem Trauerkult, wie er in den USA zelebriert wird, hält Jarolim nichts: „Im Internet findet man schräge Urnen. Wir wollen uns diesen Kitsch gar nicht anfangen.“ Deshalb gebe es in Pasching keine Trauerfeier für die Vierbeiner und nur schlichte, braune Tonurnen. Tierbesitzer können diese entweder mit nach Hause nehmen, eine Urnennische am Friedhof mieten oder die Asche in eine Sammelurne geben, die zwei Mal im Jahr unter frisch gepflanzte Bäume auf der Friedhofswiese verstreut wird. „Manche kommen täglich her, zünden Kerzen an und legen Blumen hin. Andere sind zufrieden, wenn sie wissen, wo ihre Tiere ruhen“, erzählt Doris Jarolim, die über die Urnen von Cliff, Hasi und Bärli wacht.

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