Chronik/Oberösterreich

Investitionen in Österreich rechnen sich nicht

Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine, sprach wieder einmal Tacheles. "Mich beschäftigt die Ansicht, mit einer Geldvermehrung durch die Europäische Zentralbank die Unternehmen zu zwingen, Wachstum zu schaffen. Das ist naiv", sagte er bei der Roadshow "Q-Check" der Zeitschrift Der Börsianer in der Linzer Stahlwelt. Viel wichtiger als das niedrige Zinsniveau seien für Unternehmen ein stabiles Umfeld, niedrige Energiepreise, eine gute Infrastruktur und ein hohes Ausbildungsniveau der Bevölkerung. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen seien andere Weltregionen einfach attraktiver, um Investitionen zu tätigen. "Europa braucht dringend Reformen, um vorwärtszukommen. Das, was ich sehe, ist eine extrem kritische Entwicklung. Wir müssen weiter kleine Brötchen backen." Wobei er auf EU-Ebene unter der neuen Junker-Kommission optimistischer ist als für Österreich. Junckers Team sei wesentlich besser als die Barroso-Kommission.

Ähnlich argumentierte Andreas Gerstenmayr, der Vorstandsvorsitzende von Austria Technologie & Systemtechnik AG (AT&S). "So lange wir grundlegende Strukturprobleme nicht lösen, wird es nicht zur Erholung kommen. Wir investieren in Österreich nicht, weil sich die Investitionen nicht rechnen. Das Investitionsklima, die Kostenstrukturen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen fördern die Motivation nicht besonders."

voestalpine-Chef Eder klagte auch über den Finanzmarkt. "Österreich hat in allem ein Defizit, was mit Börse, Kapitalmarkt und internationalen Finanzen zu tun hat. Die Mehrheit der Parteien hat eine enorme Distanz zu allem, was den Finanzmarkt betrifft. Obwohl es hervorragende Unternehmen gibt, die weltweit Spitze sind, tun wir uns mit der Eigenkapitalfinanzierung schwer. Das Land braucht das, weil wir sonst immer stärker von ausländischen Finanzierungen abhängig werden."