Chronik/Oberösterreich

Endlich aufgeben, was allen schadet

Ich bin Feministin. Ich stehe dafür ein, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht, als gleichwertig angesehen und ihnen gleiche Chancen eingeräumt werden – politisch, sozial, ökonomisch und gesellschaftlich. Dabei geht es selten um die Motivation Einzelner, gleichgestellt zu werden. Dagegen wehrt sich niemand. Es geht darum, dass es in unserer Gesellschaft patriarchale Strukturen gibt, die nicht von heute auf morgen verschwinden, weil sie so tief in sehr vielen Köpfen verankert sind.

Elegant gendern

Das beginnt mit der Sprache. Für mich ist es keine Frage, ob ich gendere, sondern nur wie. Es gibt viele Möglichkeiten, manche sind plump und hässlich, andere unauffällig und elegant. Wenn mir jemand mit „Aber Frauen sind doch mitgemeint“ kommt, drehen wir den Spieß bitte um: Verwenden wir ab sofort nur noch die weibliche Form und Männer dürfen sich gerne mitgemeint fühlen. Die deutsche Sprache hat in den allermeisten Fällen eine weibliche Form zu bieten: Deswegen fühle ich mich nicht mitgemeint, sondern arbeite als Journalistin. So wie Sie vielleicht als Handelsangestellte, Ärztin oder Informatikerin.

Wo ist der Applaus?

Ein Beispiel für veraltete Denkmuster, direkt aus meinem Leben: Wenn Leute mir zu meinem Mann gratulieren, weil er Job, Kinder und Haushalt schupft, wenn ich auf einer Dienstreise bin, ist das nett gemeint, aber kontraproduktiv. In einer Partnerschaft auf Augenhöhe sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, sich gegenseitig zu unterstützen und die Aufgaben fair zu verteilen. Mir applaudiert übrigens niemand, wenn mein Mann auf Dienstreise ist.

Unsichtbare Frauen

Sichtbarmachen und Sichtbarwerden sind zwei entscheidende Parameter. Ein Buchtipp dazu ist das schockierende Werk Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert von Caroline Criado-Perez, in dem die Autorin eindringlich und mit vielen Zahlen belegt, wie Frauen systematisch diskriminiert werden. Und zwar nicht nur vor 100, 50 oder 25 Jahren, sondern bis heute.

Im Feminismus geht es nicht ums Ausgrenzen, ums Hinhauen auf die „bösen Männer“, sondern darum, Strukturen aufzubrechen, die der gesamten Gesellschaft schaden. Das geht nur mit Bildung, Bewusstsein, Reflexion und viel Mut zur Veränderung, im Kleinen wie im Großen. Ich bin bereit. Und Sie?