Faschingsscherz endet mit Verfahren
Eine humorige Filmeinlage für die Karnevalsveranstaltung im niederösterreichischen Ernsthofen (Mostviertel) sorgte beim Publikum für Schenkelklopfer. Den Narren des örtlichen Faschingsvereins, die heuer als falsche Finanzpolizisten die Registrierkassen in etlichen Gasthäusern überprüft haben, ist das Lachen mittlerweile aber vergangen. Die Staatsanwaltschaft im benachbarten Steyr hat nämlich ein Verfahren wegen des Verdachts der Amtsanmaßung gegen sie eingeleitet.
Die Tradition eines lustigen Faschingsfilms sollte heuer mit einer neuen Idee belebt werden. Bekleidet mit einer alten Gendarmerie-Uniform und dunklen Einsatzjacken tauchten die falschen Finanzpolizisten in vier Gasthäusern in oberösterreichischen Gemeinden auf. In Kronstorf, Enns und Thaling rumpelte der Trupp in Gaststuben und forderte forsch einen Check der Registrierkassen. Die verdutzten Wirte, aber auch die erst staunenden und dann lachenden Gäste wurden von den Faschingspolizisten gefilmt.
Einer der Gastronomen dürfte mit dem Streich jedoch am falschen Fuß erwischt worden sein. "Er hat uns nicht angezeigt, aber telefonisch bei der Behörde nachgefragt. Und als wir gingen, kam auch schon die Polizei", erzählte Karnevalspräsident Alfred Egelseer zerknirscht. Dann habe der Amtsweg seinen Lauf genommen, "und heutzutage wird alles sensibler wahrgenommen als früher", meint der frühere Amtsleiter von Ernsthofen.
Faschingsministerium
Noch dazu weil man eine Kamera dabei hatte, dachte die Truppe, dass sie von niemanden ernst genommen würde, meinte Anführer Egelseer gegenüber der Regionalzeitung NÖN. Die auf den Jacken aufgenähten Sticker "BMF" seien für "Bundesministerium für Fasching" gestanden und der Einsatzleiter hatte in Großbuchstaben den Namen "DR. ENTEIGNER" auf die Brust geheftet gehabt, schilderte der Gildenpräses weitere Erkennungsmerkmale der Narren. Alle Details habe man auch schon bei den Einvernahmen durch die Polizei bekannt gegeben.
Für Andreas Pechatschek, den Sprecher der Staatsanwaltschaft Steyr, fallen die lustigen Faschingspolizisten aber nicht mehr in die "Kategorie Brauchtumspflege". Die falschen Kontrolleure dürften auch unsensibel vorgegangen sein. Zumindest von einem Wirt sollen sie verlangt haben, Kassenbelege auszudrucken, die nur für die tatsächliche Finanzpolizei vorgesehen sind, schilderte Pechatschek. Ob es zu einer Anklage kommt, wird von der Staatsanwaltschaft noch geprüft. Vor einer Entscheidung müssten noch diverse Ausweise, die die Akteure vorgezeigt haben, geprüft werden, erklärte der Anklagevertreter. Er kündigt aber eine baldige Klärung an. Amtsanmaßung ist laut Strafgesetzbuch mit bis zu sechs Monaten Haft oder 360 Tagsätzen zu bestrafen.
Wirt
Eines angeblichen "Opfer" der falschen Finanzer war der Chef des Thalinger Hofes in Thaling bei Enns. "Die hatten doch alle verschiedene Hosen an. Für mich war die Sache vom ersten Moment an eindeutig als eine Faschingsaktions erkennbar", versteht Andreas Floimayr die Aufregung nicht. Das habe er auch so bei der Polizei wiedergegeben.