Chronik/Oberösterreich

Facebook-Initiative verschaffte Afrikaner eine Lehrstelle

Anselme Siantu steht in der Küche des Hotels Park Inn in Linz, schneidet Gemüse und strahlt dabei über das ganze Gesicht. "Ich bin sehr glücklich", verrät der 22-Jährige im KURIER-Gespräch. Seit Montag ist er in dem renommierten Haus am Hessenplatz als Kochlehrling angestellt.

Am Mittwoch vergangener Woche sah die Welt für Siantu hingegen noch deutlich düsterer aus. Er war sozial nicht abgesichert und hatte massive Probleme, seine Grundbedürfnisse noch decken zu können. Seine Suche nach Arbeit war, trotz intensiver Bemühungen und zahlreicher Bewerbungen mit Hilfe des AMS, bis dahin ohne Erfolg verlaufen.

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"Die Situation war ziemlich kritisch – zuletzt hat es bei ihm kaum noch für etwas zum Essen gereicht", bestätigt Gerald Scheiblehner, Sportchef des OÖ-Liga-Fußballclubs Askö Donau Linz, für den der 22-Jährige seit dem Winter als Stürmer im Einsatz ist.

Im Dezember war Siantu aus Kamerun zu einer Tante nach Linz gekommen und hatte aus eigenem Antrieb in kürzester Zeit Deutsch gelernt. Bei Donau Linz erkannte man sein fußballerisches Talent und ließ ihn im Frühjahr zunächst in der zweiten Mannschaft mitkicken. "Er ist ein mustergültiger Spieler, der stets verlässlich beim Training erscheint und durch sein positives Wesen auch in der Mannschaft sehr beliebt ist", erklärt Scheiblehner. Dass der 22-Jährige, dessen Spitzname Deco ist, auch in der Lage sei, wichtige Tore zu schießen, sei eine erfreuliche Begleiterscheinung.

Hotel Park Inn

Der Verein griff Siantu zwar finanziell immer wieder unter die Arme, erkannte aber auch, dass eine langfristige Lösung unabdingbar sei.

"Wir haben deshalb am Mittwoch auf Facebook einen Aufruf zur Jobsuche gestartet, den insgesamt mehr als 16.000 Personen gelesen haben", sagt Scheiblehner. Da Siantu in seiner Heimat zwar ein Sportgymnasium erfolgreich abgeschlossen, allerdings keine Berufsausbildung absolviert hatte, die in Österreich anerkannt wird, suchte man für ihn nach einer Stelle als Lagerarbeiter. "Das Echo war gigantisch, unmittelbar nach dem Start der Initiative gab es bereits die ersten konkreten Angebote."

Siantus Entscheidung fiel auf das Hotel Park Inn, dessen Direktor ihm statt eines Hilfsarbeiterjobs eine Lehrausbildung anbot. "Ich glaube, dass das langfristig mehr Sinn macht", erklärt Peter Haidvogl. Sein Resümee: "Es ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation: Herr Siantu hat einen Job und wir einen ambitionierten Lehrling."