Chronik/Oberösterreich

Experte rät: Den Ausverkauf nutzen

„Ich begrüßte Sie am Beginn eines unglaublich spannenden Jahres“, zeigte sich Vorstand Josef Weißl beim Neujahrslunch der Oberbank für Wertpapieranleger durchaus optimistisch. 2018 ist mit Verlusten von rund 20 Prozent an der deutschen und österreichischen Aktienbörse schlecht gelaufen.

„Die aktuelle Situation ist klassisch“, sagte Weißl. „Die Euphorie für Wertpapiere sinkt drastisch, wenn die Kurse sinken. Das Phänomen, dass die Menschen den Ausverkauf für verstärkte Einkäufe nutzen, funktioniert an der Börse nicht.“ Die Anlegerwelt sei oft auf kurzfristigen Entwicklungen konzentriert. Dabei gehe es aber um die Zukunft. „Es gibt einen Unterschied zwischen dem Preis und dem Wert eines Unternehmens.“ Möglicherweise werde 2019 ein Plus bringen. „Kaufmöglichkeiten gibt es genug.“

Erich Stadlberger, Leiter des Private Banking, verwies darauf, dass der Dezember 2018 der schlechteste Börsen-Dezember seit 1931 gewesen sei. Der Banker sieht keine Blasen an den Aktienmärkten. Das wirtschaftliche Wachstum werde nicht mehr so stark sein wie 2018, aber es werde Wachstum geben. Die volkswirtschaftlichen Zahlen seien grundsätzlich in Ordnung, aber exogene Risikofaktoren wie der Handelskonflikt USA-China, der Brexit oder Italien würden die Stimmung trüben. 2019 könne für die Anleger eine solide Rendite bringen.

Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali InvestmentGesellschaft, die rund zehn Milliarden Euro verwaltet, stellte seinem Vortrag zwei Zitate voran. Das eine ist von der Anlegerlegende Warren Buffet: „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist. Und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“ Das andere Zitat ist von Albert Einstein: „Wenn das alte Jahr erfolgreich war, dann freue Dich aufs neue. Und war es schlecht, dann erst recht.“

Wögerbauer definierte zehn Gedanken für 2019.

– Die Wirtschaft steht vor einer klaren Eintrübung. Die Konjunkturerwartungen für 2019 sind noch zu hoch.

– Der Rückenwind durch die Notenbank versiegt. Die Europäische Zentralbank hat ihre Bilanzsumme allein seit 2015 um rund 2500 Milliarden Euro gesteigert.

Donald Trumps Plan, die US-Schulden bei bester Wirtschaftslage durch die Steuerreform und Investitionen in die Infrastrukur noch zu steigern, ist ein riskanter Plan. Das Risiko sind steigende Zinsen und eine schwächere Konjunktur.

– Staatsanleihen sind zwar sicher, bleiben aber wegen teils negativer Zinsen eine zweifelhafte Option.

– Bei den Unternehmensanleihen ist eine Konjunkturdelle eingepreist, eine Rezession aber nicht.

– Die Outperformance der US-Aktien wird nicht fortgeschrieben werden.

– Bei den Aktien wird es 2019 deutliche Schwankungen geben.

– Die österreichischen Aktien haben mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn und einer Dividendenrendite von vier Prozent eine solide Perspektive.

– Die Aktien sind zwar billiger geworden, aber letztlich zählen die Gewinnerwartungen der Unternehmen.

– Gold hat zwar in den vergangenen Jahren enttäuscht, aber die Bodenbildung des Preises rechtfertigt seine Rolle im Portfolio. Geduld ist angesagt.

Wenn alles schlecht sei, mache das einen erfahrenen Börsianer zuversichtlich, so Wögerbauer. Vor allem für die zweite Jahreshälfte ist er durchaus optimistisch.