Chronik/Oberösterreich

Kopf-an-Kopf-Rennen in Wels

Die Welser Freiheitlichen jubeln über ihr Ergebnis bei der Wahl zum Europaparlament. Mit 26,42 Prozent liegt sie nur zwei Prozentpunkte hinter der SPÖ. "Damit haben wir das beste Ergebnis aller Statutarstädte in ganz Österreich erreicht", freut sich Parteiobmann Gerhard Kroiß. Es bestätige das Kopf-an-Kopf Rennen zwischen der FPÖ und der SPÖ. Vizebürgermeister Andreas Rabl möchte die jahrzehntelange Vorherrschaft der Sozialdemokraten brechen und bei der Gemeinderatswahl im Herbst 2015 Stadtoberhaupt werden. Die ÖVP erzielte 18,41 Prozent, die Grünen 23,95, die Neos 7,19.

Den Welser Sozialdemokraten ist bewusst, dass ihre Dominanz gefährdet ist. Nach jahrelangen internen Konflikten haben sie sich vor zwei Wochen einstimmig entschlossen, ihren Stadtparteiobmann und Vizebürgermeister Hermann Wimmer (62) als Spitzenkandidaten in die Wahl zu schicken. Wimmer ist ein Urgestein der Welser Kommunalpolitik. Das Ergebnis der EU-Wahl interpretiert der freiheitliche Rabl so, dass trotz der Nominierung Wimmers seine Chancen auf den Bürgermeistersessel intakt sind.

Die Freiheitlichen schnitten auch in anderen Gemeinden teilweise sehr gut ab. In Schärding wurden sie mit 28 Prozent ebenso stimmenstärkste Partei wie in Ried im Innkreis (26,01 Prozent). In der Marktgemeinde Raab stimmten sogar 39,47 Prozent für die Blauen. Weitere FPÖ-Mehrheiten gab es beispielsweise in Pramet, Mettmach und Eberschwang, in Pucking, Aurach am Hongar, Stadl-Paura und Gunskirchen. In Linz konnte die FPÖ vor allem in den Arbeitervierteln punkten.

Gut lief es auch für die Grünen. In Linz verwiesen sie mit 17,71 Prozent die ÖVP (17,67 Prozent) auf Platz vier. Severin Mayr, der Linzer Bezirkssprecher, betont, dass seine Fraktion in der Inneren Stadt sogar erste geworden sei. Grüne Hochburgen sind Gallneukirchen (23,52 Prozent) und Ottensheim (25,08 Prozent). ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer ist mit dem dreiprozentigen Verlust durchaus zufrieden. Eine ÖVP-interne Umfrage vom 14. Mai habe prognostiziert, dass die ÖVP mit 23 Prozentpunkten hinter der SPÖ mit 24 Prozent liegen werde. Tatsächlich geworden sind es 28,3 Prozent. Die ÖVP ist weiterhin die Nummer eins.

Testlauf

SPÖ-Landesgeschäftsführer Peter Binder sagte, die Wahl sei ein Testlauf für die nächstjährige Landtags- und Gemeinderatswahl gewesen. Die Ergebnisse seien teilweise eine Bestätigung dessen, was man bereits analysiert habe. Man kenne die Gemeinden, wo man stärker und schwächer sei.

Die Grüne Landessprecherin Maria Buchmayr meint, die Grünen hätten mit Ernährung, Wasser, Antiatom und Energiewende auf die richtigen Themen gesetzt. Noch nie hätten so viele Grün gewählt. Die Neos wollen sich, so Judith Raab, nach ihrer Etablierung in den Ballungszentren auf die Expansion in den Landgemeinden konzentrieren.

Das Endergebnis in Oberösterreich: ÖVP 28,1 %, SPÖ 24,36 %, FPÖ 20,6 %, Grüne 13,35 %, Neos 7,3 %. Wahlbeteiligung 47,72 %.