„Es war eine harte Zeit“
Von Daniela Daxinger
Durch das Internat bin ich zum Überlebenskünstler geworden“, sagt Roland Girtler, Professor für Soziologie an der Universität Wien. Er verbrachte acht Jahre seiner Jugend im humanistischen Gymnasium des Stifts Kremsmünster und auch im Internat, das jetzt geschlossen wird. „Die Zeit war hart, aber ich habe nirgends so viel gelacht wie in der Klosterschule“, erinnert sich der 70-Jährige zurück. Einmal hat er sich in der Nacht hinausgeschlichen und ist über die Mauer geklettert: „Ich bin heimlich auf einen Ball gegangen. Da habe ich dann sogar ein Mädchen kennengelernt. Ich freue mich heute noch, wenn ich die Christl sehe.“ Girtler bedauert die Auflassung des Internats, denn „trotz der Härte hatte es auch Zauber. Es hat sich damals eine unglaubliche Kameradschaft unter den Schülern entwickelt.“
Stift
Derzeit besuchen 370 Schüler das Stiftsgymnasium in Kremsmünster. Zwölf davon sind auch im Internat untergebracht. „Wir wollen den Betrieb unseres Internats langsam auslaufen lassen“, sagt Direktor Wolfgang Leberbauer. Gründe dafür seien sowohl personelle als auch wirtschaftliche. „Die Zeit der Internate ist vorbei, aber unsere zwölf Zöglinge können ihre Schulzeit bei uns auf jeden Fall beenden.“ Die Räumlichkeiten werden weiterhin genutzt und adaptiert. „Wir brauchen ohnehin neue Sonderunterrichtsräume, wie einen Biologiesaal und einen Chemiesaal“, sagt Leberbauer. In nächster Zeit soll auch eine neue Sporthalle gebaut werden.
Absolventen
Neben Roland Girtler haben auch Johannes Jetschgo, Chefredakteur im ORF-Landesstudio Oberösterreich, und der Präsident des Oberlandesgerichts Linz, Johannes Payrhuber-Wolfesberger, in Kremsmünster die Schulbank gedrückt. „Internate waren damals Gang und Gebe. Jetzt sind sie überholt“, sind sich die beiden ehemaligen Schüler einig.
Michael Strugl, Landesgeschäftsführer der ÖVP, blickt positiv auf seine Schulzeit in Kremsmünster zurück. „Es hat zwar viel Heimweh gegeben,aber zwischen uns ist eine tiefe Freundschaft entstanden.“