Eiszeit bei den Linzer Eishacklern
Der Unternehmer Peter Freunschlag verbreitet im Nebenberuf Optimismus. Die verkorkste laufende Saison hakt der Präsident der Black Wings ab: „Es war ein sehr, sehr hartes Jahr. Einerseits wegen der Pandemie, andererseits wegen der Streitigkeiten in der Vereinsführung.“
Erstmals seit Langem haben die Linzer die Meister-Play-offs verpasst. Also bleibt viel Zeit, nach vorne zu blicken. „Wir möchten im nächsten Jahr wie früher eine schlagkräftige Mannschaft stellen“, sagt Freunschlag. Coach Dan Ceman bleibt, drei bis fünf neue Spieler sollen kommen, Kapitän Brian Lebler gehalten werden. „Es schaut gut aus.“
3,5 Millionen Euro notwendig
Den Finanzierungsbedarf für das nächste Spieljahr beziffert Freunschlag mit 3,5 Mio. €. Hauptsponsor Steinbach ist längerfristig gebunden. Es müssen jedoch zusätzliche Sponsoren gefunden werden, „um das Loch im Budget füllen zu können“. Zumindest eine halbe Million müsse aufgetrieben werden, besser mehr. „Wir gehen in die Breite und schauen, was wir erreichen können.“ Industrie, Banken, Versicherungen sollen angesprochen werden.
Eishockey Verein Linz
Doch das Image des Vereins ist wegen anhaltender Turbulenzen ramponiert. Im Vorjahr kam es zur Abspaltung und zur Neugründung des Eishockey Verein Linz (EHV). Dessen Aufnahme in die ICE Hockey League wurde jedoch abgelehnt, Linz AG und Liwest zogen sich als potenzielle Sponsoren zurück, Kristine Egger dankte als Präsidentin ab. Weil die Black Wings dieses Match vorerst gewonnen haben, hofft der Präsident im Herbst wieder auf eine volle Halle. Weiterhin vor leeren Rängen spielen zu müssen wäre „ganz schlecht“. Eishockey lebe von den Zuschauern, nicht nur wegen der Einnahmen, sondern auch wegen der Emotion.
Leiche geschändet
Doch bei den Fanklubs ist die Begeisterung für den Verein unterkühlt, besser gesagt: eisig. Aus Protest gegen die Vereinsführung haben sie sich demonstrativ von den Black Wings ab- und dem neuen Klub zugewandt. Jetzt sind sie heimatlos. „Es hat nur Verlierer gegeben“, sieht Andreas Reindl die Situation in Eishockey-Oberösterreich düster. Man habe sich vom Konzept des neuen Klubs mehr erhofft, sagt der Obmann von Powerplay Enns. Das Projekt sei aber gescheitert. „Es ist ein Riesenfrust unter den Mitgliedern“, berichtet Reindl von „massiven Austritten“. Der Vorstand ist geschlossen zurückgetreten.
Unüberbrückbare Zerwürfnisse
Ebenso jener von Overtime. Als Grund nennt Obmann Stefan Lempradl unüberbrückbare Zerwürfnisse mit der Klubführung: „Der aktuelle Verein hat für mich nichts mehr mit den Black Wings der Jahre zuvor zu tun. Das Herz wurde herausgerissen, die Leiche geschändet.“ Er könne und wolle mit der Vereinsführung unter Präsident Freunschlag und Manager Gregor Baumgartner nicht weiter machen. „Wenn Personen nur für den eigenen Profit und für das übersteigerte Selbstbewusstsein arbeiten und Lügengeschichten verbreiten, sind das nicht mehr meine Black Wings.“
Alle haben es verbockt
„Der angerichtete Schaden ist sicher riesengroß“, sagt Daniel Wolkerstorfer, Obmann des Fanklubs bully:absolut. Schuld daran seien die handelnden Personen, bei den Black Wings wie beim EHV. „Es haben eigentlich alle verbockt.“ Wolkerstorfer will jetzt einmal abwarten: „Zeit verstreichen lassen und schauen, ob noch etwas aufkommt.“ Ob eine Zusammenarbeit mit der aktuellen Vereinsführung noch möglich ist, stehe in den Sternen. Wolkerstorfer: „Wir sind von allen Seiten belogen worden und können keinem mehr trauen.“
Fans wollen ausbleiben
Dass die Fans im Herbst in Scharen zu den Heimspielen der Black Wings pilgern werden, ist für Powerplay-Nochobmann Reindl ausgeschlossen: „Mit Sicherheit nicht.“ Eishockey sei viele Jahre „der absolute Mittelpunkt meines Lebens“ gewesen, bedauert Lempradl von Overtime die Entwicklung. Seinem Sport will er aber treu bleiben: „Wir werden den Nachwuchs anschauen.“