Die Lust, Schmerz hervorzurufen
Von Daniel Voglhuber
Mit niemand geringerem als Arthur Schnitzler verglich in der vergangenen Woche die Jury beim Heidelberger Theatertreffen den in Schlierbach geborenen Thomas Arzt. Der Dramatiker, der oft als Nachwuchstalent gehandelt wird, gewann bei dem neuntägigen Kunstmarathon mit seiner Tragikomödie Alpenvorland den mit 10.000 Euro dotierten Autorenpreis.
Im Mittelpunkt des bitterbösen Stücks stehen ehemalige Schulfreunde aus der Mittelschicht, die sich in der Provinz treffen. Sie sind um die dreißig und machen eine Identitätskrise durch, weil sie ihre Leben umstellen müssen, wenn Kinder ins Haus stehen.
Ideale
„Es stellt sich hier die Frage, inwieweit man die Ideale der Elterngeneration nachlebt", erklärt der in Wien lebende Autor. Und diese Frage komme am Land oft vor, sagt er und verweist auf eigene Erfahrungen aus dem Traunviertel. Hinzu kämen düstere Zukunftsaussichten dieser Generation. Ein Studienabschluss sei kein Wert an sich mehr. „Früher gab es noch Sicherheiten wie Wohlstand." Durch die oftmals prekäre Situation am Arbeitsmarkt sei das nun jedoch in Frage zu stellen.
Alpenvorland feiert am 20. April 2013 im Landestheater Linz seine Uraufführung. Am Haus an der Promenade war Arzt übrigens 2011 Inhaber des Thomas- Bernhard-Stipendiums. „Theater passiert im Moment", sagt er, warum ihn diese Art der Literatur fasziniert. Erstmals für Furore sorgte der Dramatiker 2011 mit dem Heimatstück Grillenparz am Wiener Schauspielhaus, wo er auch als Autor tätig war. Darin arbeitete er mit Klischees der Heimatverbundenheit. Ein Saufgelage in scheinbar idyllischer Umgebung gerät außer Kontrolle, Gewaltexzesse brechen aus. Wie auch im Erstlingswerk muss in Alpenvorland jemand sein Leben lassen. Warum das so ist, kann er nicht wirklich beantworten. Nur so viel: „Der Tod ist permanent da, er ist unheimlich und schmerzhaft."
Schmerz
Arzt selbst habe auch Lust daran, Schmerz in seinen Stücken hervorzurufen. „Mich interessiert der Punkt, wenn ich das Gefühl habe, das ist ja arg, was ich gerade schreibe", sagt der Theaterwissenschaftler. Gemeinsam haben seine Stücke auch die Sprache, die der heimischen Mundart ähnlich ist. „Dialekt wird auf der Bühne zu einer Kunstsprache und ist sehr poetisch." Besonders fasziniere ihn an der heimischen Sprechweise, dass sie etwas Versehrtes in sich trage.