„Die Gerechten“ vor den Vorhang holen
Völlig entkräftet klopfte Esther Zychlinski im Frühjahr 1945 an das Tor der Familie Schatz. Durch ein Loch im Zaun war sie aus dem rund fünf Kilometer entfernten KZ Mauthausen geflüchtet. Maria und Johann Schatz nahmen das Mädchen auf, die Kinder der Familie wurden eingeweiht. Mehrere Monate blieb Zychlinski versteckt im Bauernhaus, selbst bei einer Durchsuchung der SS blieb die Familie stark und gab das Mädchen als eigene Tochter aus. 1995 nahm Esther Zychlinski von Israel aus Kontakt mit der Familie auf und wandte sich direkt an die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, um Maria und Johann Schatz posthum zu den sogenannten „Gerechten“ hinzuzufügen. Dabei handelt es sich um eine amtliche Auszeichnung des Staates Israel für all jene Menschen, die während des NS-Regimes Juden geschützt, versteckt oder ihnen ohne Gegenleistung zur lebensrettenden Flucht verholfen haben.
Diese Menschen holt die Schau „Die Gerechten“ ab 19. 2. im Linzer Schlossmuseum vor den Vorhang. Der Verein „Österreichische Freunde von Yad Vashem“ initiierte das Projekt mit Prof. Michael John von der Johannes Kepler Uni Linz (JKU) und Prof. Albert Lichtblau von der Uni Salzburg. Nach Stationen in Wien, Graz, Klagenfurt und Innsbruck ist die Ausstellung nun erstmals auch in Oberösterreich zu sehen. „Dabei rücken wir jene Gerechten aus unserem Bundesland besonders in den Vordergrund“, erklärt Prof. Michael John von der JKU. Die Biografien werden in einen geschichtlichen Kontext gestellt und so wird auch die Zeit des NS-Terrors genau beleuchtet.