Der Kasperl ist beleidigt
In der letzten Ecke unseres Theaters habe ich ihn zwar gefunden, aber er will nicht kommen. Er sagt, dass wir alleine spielen sollen, ohne ihn. Aber das geht doch nicht, wir brauchen ihn ja. Wer löst denn die kniffligsten Probleme und wer sorgt dafür, dass Kinder lachen können?
Doch Kasperl will nicht spielen, er sitzt nur da und schaut trotzig auf den Boden. Gerade als ich ihn fragen will, was ihm denn über die Leber oder sonst wo drübergelaufen ist, hält er mir eine Zeitung unter die Nase. Und da steht ganz groß geschrieben: „So ein Kasperltheater“.
Mister XY macht sich zum Kasperl
Und als ich ihm sagen möchte, dass es hier nicht um uns geht, zeigt er mir noch etwas: „Mister XY machte sich zum Kasperl“. So ist das also. Kasperl ist beleidigt, weil die Bezeichnung „Kasperltheater“ für jede noch so verrückte Panne verwendet wird und dass Leute, die sich auf der Bühne der Welt ziemlich lächerlich machen, den Titel „Kasperl“ verpasst bekommen.
Ein beleidigter Kasperl kann aber nicht lustig sein! Was machen wir denn jetzt? Ohne unseren Kasperl geht ja gar nichts. Während ich noch überlege, kommt der kleine Drache Basti mit einer glänzenden Idee daher: „Wir machen ein Plakat, wo wir draufschreiben: Kasperl, komm wieder, die Kinder brauchen dich!“
Genau das werden wir tun, und dann können wir uns auch locker auf die Premiere vorbereiten, denn unser Theater ist ein Ort voller Abenteuer, Freude und Lachen – mit unserem Kasperl, der immer wieder dafür sorgt, dass alles gut ausgeht.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters