Chronik/Oberösterreich

Der 100.000-Kilometer-Mann

"Am Start des Linz-Marathons war ich guter Dinge. Aber es ist dann doch nicht so locker gegangen. Ich hatte wegen des intensiven Trainings Verspannungen in der Oberschenkelmuskulatur. Denn vier Wochen zuvor bin ich am 6. März beim WasaLauf gestartet." Ewald Eder ist im wahrsten Sinn ein Marathon-Mann. Der 60-jährige Linzer hat die größte Langlaufveranstaltung der Welt, den schwedischen Wasalauf, in 5:27 Stunden zurückgelegt.

Wasalauf

Er war damit auf den 90 Kilometern in klassischer Technik lediglich 75 Minuten langsamer als der Norweger John Kristian Dahl, der in 4:08 Stunden gewann. Dabei hatte er auf den letzten fünf Kilometern einen Einbruch, weil er zu wenig gegessen hatte. "Ich habe bei den letzten zwei Verpflegungsstellen nur zwei Schluck getrunken, weil ich geglaubt habe, ich kann so durchfahren. Ich war in einer großen Euphorie, weil es gut gelaufen ist. Zum Schluss bin ich auch noch gestürzt, dennoch habe ich gut gefinisht", erzählt er.

15 Starts in Linz

Den Linz-Marathon am vergangenen Sonntag beendete Eder in 3:21 Minuten. Er belegte damit im Gesamtklassement den 147. Platz, in seiner Altersklasse wurde er Zweiter. Es war sein 15. Marathon in Linz, der 112. überhaupt in seiner Laufkarriere. Er hat in Linz bisher noch keinen Marathon versäumt. Sein Ziel ist es, so fit zubleiben, dass er auch mit 70 noch starten kann. "Das wäre in Linz mein 25. Marathon, ein Jubiläum."

Er ist durchtrainiert wie ein Junger, kein Gramm Fett ist an seinem athletischen Körper. Lediglich 58 Kilogramm bringt er bei einer Größe von 163 cm auf die Waage. Natürlich muss er nun auch dem Alter Tribut zollen. Seine Bestzeit von 2:43 Stunden resultiert vom Wien-Marathon 1995. Aber die Durchschnittszeit aller 15 in Linz gelaufenen Marathons liegt noch immer unter drei Stunden. Mit 267,4 zurückgelegten Kilometern hält er immer noch den österreichischen Rekord im 24-Stunden-Lauf (2003). 2005 wurde er in dieser Disziplin sogar Vizeweltmeister.

Seine Sportlerkarriere hat Eder als Verteidiger bei Union Peilstein (Bez. Rohrbach) gestartet. Es folgten Jahre des Bergsteigens. Er bestieg zehn 6000-er in Lateinamerika. 1987 begann er mit dem Laufen. "Damals habe ich mir am Samstagvormittag gar nicht zu laufen getraut, weil die Leute gesagt hätten, hat er denn keine Arbeit?" 1990 lief er in München seinen ersten Marathon in 3:06. Auslöser war die Wette mit seinem Freund Anton. Zu seinen besten Zeiten trainierte er zwei bis drei Mal täglich, wie ein Profi.

Laufend in die Arbeit

"Damals bin ich teilweise in der Früh die 25 km von Linz zu meinem Arbeitsort nach Ennsdorf gelaufen und abends nach der Arbeit wieder zurück." Das war die Vorbereitung für die Ultraläufe. Damals legte er pro Woche zwischen 130 und 220 km zurück. Inzwischen hat er bereits mehr als 100.000 km laufend zurückgelegt.

Was treibt ihn an, derartige Belastungen auf sich zu nehmen? "Früher wollte ich gute Zeiten laufen. Jetzt will ich einfach noch dabei sein. Ich möchte das Laufen so lange wie möglich beibehalten, denn es ist das Einfachste,was man machen kann."

Er müsse sich aber jetzt umstellen, denn er sei bei den Rennen nicht mehr vorn dabei. "Das verkraften viele nicht." Diese hätten aufgehört und ständen heute unter den Zuschauern am Straßenrand.

Die vielen Marathons haben ihn in die ganze Welt geführt,nach Alaska, San Francisco, New York, Boston, Alice Springs (Australien, "da waren nur 48 Starter"). In Südafrika lief er den 87 km langen Com rades.

Das intensive Training und die weltweiten Reisen ließen keine Zeit für eine Familie. Er ist Single. "Sport hat mich immer fasziniert. Das bleibt auch so." Jetzt sei es für eine Familie zu spät. Er wolle es nicht so machen Niki Lauda oder Wolfgang Am bros, die mit 60 noch Väter wurden. Das würde er dem Kind nicht zumuten.

Salzkammergut Trophy

In den vergangenen Jahren kam noch das Mountain biken dazu. "Das habe ich intensiver betrieben als das Laufen." Die Alpen hat er bereits fünf Mal überquert. Bei der Salzkammergut Trophy ist er auch bereits zwei Mal gestartet: 211 km mit rund 7200 Höhenmetern. "Das will ich heuer noch einmal angehen." Zuletzt bewältigte er die Strecke in 15,5 Stunden.

Zur Vorbereitung fährt er die 25 Kilometer mit dem Rad in die Arbeit nach Ennsdorf. Bei der Rückfahrt macht er noch zusätzlich einen Ausflug auf die Gis (Giselawarte in Linz-Lichtenberg), um Kondition zu tanken.

Was ist seine Stärke? "Es sind sicher die Ausdauer und der mentale Bereich." Er kann sich quälen.

Ironman

Was reizt ihn noch? "Das ist die Ironman-Distanz im Triathlon." (Vier Kilometer Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen). Im Herbst möchte er starten, entweder in Mallorca oder Nizza. Eder spult heute sein Programm ohne Trainer ab. Die Erfahrung sagt ihm, was gut ist und was geht.

"Ich habe schon in den 80-er-Jahren auf Ganzkörpertraining Wert gelegt. Ich glaube, dass ich deswegen die Belastungen wie die Ultra-Läufe gut überstanden habe." Krafttraining gehört ebenso zu seinem regulären Programm wie Dehnübungen. Einseitiges Training sei schlecht.