Chronik/Oberösterreich

Brückensperre wegen Einsturzgefahr

Als am Montagabend um 18 Uhr die stark befahrene Traunbrücke im Zentrum von Ebensee plötzlich wegen akuter Einsturzgefahr für den gesamten Verkehr gesperrt werden musste, traf das viele Anrainer und Passanten völlig unvorbereitet. Kopfschütteln und Unmutsäußerungen begleiteten die Absicherungsmaßnahmen. Sperrgitter, rote Warnlichter und Fahrverbotsschilder wurden aufgestellt. Einige Bürger vermuteten hinter der Aktion sogar einen verspäteten Aprilscherz.

Pensionist Johann Pilz durfte als einer der Letzten mit seinem Fahrrad über das marode Tragwerk rollen. Im Anschluss schwelgte er in Kindheitserinnerungen: "Ich kann mich noch gut an den Brückenbau in den 1950er-Jahren erinnern, das war damals eine Sensation." Er habe am Schulweg u. a. den Tauchern bei Fundamentierungsarbeiten zugeschaut.

Sackgasse

Seit Montag ist der Ortskern von Ebensee in zwei Teile getrennt. Wer von einem Traunufer zum anderen gelangen will, muss nun einen weitläufigen Umweg über die Umfahrungsstraße (B145) machen. Vor allem für Pensionisten und Volksschüler, die zu Fuß unterwegs sind, bedeutet das erhebliche Einschnitte. Auch Geschäftsinhaber, deren Läden plötzlich anstatt auf der Hauptverkehrsroute in einer Sackgasse liegen, sind über die aktuelle Sperre alles andere als glücklich.

Akute Gefährdung

"Wir haben das sicher nicht leichtfertig verfügt, es bestand Gefahr im Verzug", rechtfertigt Bürgermeister Markus Siller (SPÖ) den Schritt. Er sei Montagnachmittag von einem Ziviltechniker alarmiert worden, der bei Routineüberprüfungen zu diesem Schluss gekommen war. "Laut seiner Expertise ist die Spannbetonbrücke sogar ohne Verkehrseinwirkung akut einsturzgefährdet." Der Gutachter habe schwere Rostschäden im Bereich der Brückenlager sowie Haarrisse in den Auflagerkonsolen festgestellt. Sein Fazit: Der Mittelteil könne jederzeit ohne Vorwarnung zusammenbrechen.

"Ich habe einen Krisenstab einberufen, der zu der Entscheidung gekommen ist, die Brücke sofort komplett zu sperren", sagt Siller. Eine andere Möglichkeit sei auch nicht zu verantworten gewesen: "Sicherheit geht vor."

Am Dienstag wurde das besorgniserregende Gutachten zur nochmaligen Überprüfung an Brückenbau-Experten des Landes übermittelt. "Eine Sanierung ist wahrscheinlich nicht möglich, ich rechne damit, dass eine neue Brücke gebaut werden muss", betont Siller. Ebensees Zentrum würde dann bis zu drei Jahre zweigeteilt bleiben.