Brauner Fleck oder Denkmal?
Von Jürgen Pachner
Im Denkmal des „toten Soldaten“ machten Historiker am 18. Juli in der Krypta am Wiener Burgtor eine brisante Entdeckung.
Sie fanden ein vom Bildhauer Wilhelm Frass 1935 darin verstecktes nationalsozialistisches Huldigungsschreiben. Der Künstler war zu dem Zeitpunkt bereits Mitglied der illegalen NSDAP. Nur ein Jahr später schuf Frass das vom Architekten Alexander Popp entworfene „Pionierdenkmal“ in Linz. Auch Popp war illegaler Nazi, beide machten in der NS-Ära rasch Karriere.
Die mit einem zweiköpfigen Adler bestückte Plastik erinnert nun im Linzer Donaupark an gefallene Soldaten des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Auf einem der vier großen Kupfer-Medaillons prangt etwa die Inschrift: „Pioniere wie immer / Die Pioniere und Sappeure ihren toten Kameraden“. Seit 2009 ist die Plastik auch unter Denkmalschutz gestellt.
Diskussion
„Dieses Objekt ist ein brauner Schandfleck, der in unverhohlener Nazi-Ästhetik den Kämpfern zweier grausamer Angriffskriege huldigt“, meint KP-Gemeinderätin Gerlinde Grünn. Sie sorge sich um das Friedensstadt-Image von Linz. Da es nicht ausgeschlossen sei, dass Frass wie in Wien darin eine Nazi-Huldigung verborgen habe, plädiert sie für eine Untersuchung des Denkmals.
Ihre Forderung: Ähnlich der Krypta sollte nun auch das Pionierdenkmal umgestaltet werden. Grünn: „Am sinnvollsten wäre aber, dieses Objekt überhaupt zu entfernen.“
Eine Ansicht, die Robert Eiter vom Antifa-Netzwerk teilt. „Das Denkmal – und noch mehr der Denkmalschutz – sind völlig verfehlt. Ein solcher brauner Fleck in Hitlers einstiger ,Führerstadt’ ist nicht zu dulden.“
Severin Mayr von den Grünen wäre es am liebsten, wenn Historiker eine Untersuchung vornehmen und kritische Künstler das Denkmal zeitgerecht verändern.
„Einen braunen Fleck sehe ich zwar nicht, aber ich bin für eine rasche Überprüfung – an deren Ergebnis sollten sich alle halten“, betont Vizestadtchef Klaus Luger (SPÖ).
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