Chronik/Oberösterreich

Kein Geld für die Schulen

Seit 48 Jahren arbeitet Pater Josef Hehenberger in Brasilien. Zuletzt war der 74-Jährige Abt im Kloster J equitiba im nordbrasilianischen Bundesstaat Bahia, dessen Hauptstadt Salvador ist. Der Konvent setzt sich aus 18 Zisterziensern zusammen. 16 sind Brasilianer. Derzeit ist Pater Josef, ein gebürtiger Stroheimer, auf dreimonatigem Heimaturlaub im Stift Schlierbach. Er hat sich jahrelang für die Allerärmsten, für die Landlosen, eingesetzt. Einer seiner Mitarbeiter ist vor rund 25 Jahren von einem Auftragskiller ermordet worden. Unterstützt und begleitet wird Hehenberger vom 78-jährigen Mitbruder Meinrad Schröger, der in Jequita vor Hehenberger Abt war und aus Julbach stammt. Pater Meinrad ist seit 37 Jahren in Brasilien.

Wie ist die Situation im Land der Fußballweltmeisterschaft tatsächlich? Pater Meinrad: "Es ist ein großer Unterschied zwischen den Städten und der Situation am Land. Die Spannungen in den Großstädten sind besonders groß. Dort spürt man es sehr stark, dass das Gesundheitswesen ganz miserabel ist, Bildung und Erziehung im Argen liegen und der Verkehr prekär ist. Die Leute sehen, dass für die Fußballweltmeisterschaft zwölf Stadien gebaut worden sind, wo für jedes im Schnitt eine Milliarde ausgegeben worden ist. Für die anderen Bereiche, die für die Menschen viel lebenswichtiger sind als der Fußball, gibt es kein Geld. Die Demonstrationen sind zunächst friedlich, aber es gibt Gruppen, die sich darunter mischen und gezielt gewalttätig sind."

Ja, die Zustände seien ungerecht, bestätigt Hehenberger. Das Kloster hat eine vierjährige landwirtschaftliche Fachschule mit Internat und Maturaabschluss aufgebaut. Die staatlichen Behörden haben versprochen, die Kosten für die Lehrer zu übernehmen. Nach langem Hin und Her und ständigem Verschieben wurde zwar ein Vertrag unterzeichnet, aber den Professoren die Gehälter nicht ausbezahlt. Im März wurden nun die Gelder für 2013 nachgezahlt.

Hat sich die Lage im Vergleich zu der vor 25 Jahren verbessert? "Ja", sagt Hehenberger, "für die kleinen Leute ist die Situation heute eine bessere." Präsident Lula von der Arbeiterpartei, Vorgänger der heutigen Präsidentin Dilma Rousseff, habe für die Ärmsten eine Art Familienbeihilfe geschaffen. Die Armen bekämen von der Gemeinde Einkaufsgutscheine, die sie in Supermärkten einlösen können. Die Bestätigung müssten sie wieder zum Gemeindeamt bringen. Wenn sie das nicht machen, bekommen sie nichts mehr. "Es gibt aber Arme, die nicht einmal dazu in der Lage sind. Diese brauchen dann dabei Hilfe."

Auf dem Land sei es ganz wichtig, dass die Menschen sich in Genossenschaften und Kooperativen organisierten, damit sie Kredite aufnehmen können. Damit seien sie dann in der Lage, Pflanzen zu kaufen und sie anzubauen. "Einer unserer Schüler hat sich einen Hühnerstall eingerichtet. Vom dem lebt er nun." Die Leute können nur überleben, wenn sie sich organisieren. "Wenn einer alleine ist, ist er weg."

Trotz der Wahl Lulas und Rousseffs zu Präsidenten werde das Land weiterhin von den Reichen, den Bank- und Großgrundbesitzern und den Industriellen regiert. Bis heute habe es keine Landreform gegeben. "Es muss noch zu größeren Änderungen kommen, damit die Kleinen wirklich unabhängig werden", so Hehenberger. Die Reichen seien noch reicher geworden, obwohl es auch den Armen heute besser gehe. Derzeit sei eine Kampagne im Gang, die Präsidentin Rousseff Korruption vorwerfe, um ihre Wiederwahl am 3. Oktober zu verhindern. Hehenberger ist von Rousseff überzeugt: "Wir könnten keine bessere Präsidentin haben. Sie hat viele Programme wie ein Haus für alle, Wasser für alle, Licht für alle etc. gemacht."

Pater Meinrad hält die Schulerziehung und die Volksbildung für das Um und Auf. "Das ist der springende Punkt. Es fehle an guten Lehrern, weil diese so schlecht bezahlt würden. "Wenn einer gut ist, geht er in die Privatwirtschaft."