Chronik/Oberösterreich

Bischof: Beim Pilgern gehe ich mir manchmal die Aggressionen vom Leib

Die Spuren des 924 geborenen hl. Wolfgang ziehen sich quer durch ganz Europa. Eines der wichtigsten Zentren seiner Verehrung liegt aber in Oberösterreich, in St. Wolfgang am nach ihm benannten Wolfgangsee. Am 13. Juli 2024 luden die Diözese Linz und die Erzdiözese Salzburg anlässlich „1.100 Jahre hl. Wolfgang“ zum „Sternpilgern“ nach St. Wolfgang ein. Höhepunkt des gemeinsamen Pilgertages war ein Pilgergottesdienst um 16 Uhr auf der Seepromenade St. Wolfgang, den Bischof Manfred Scheuer mit über 400 Gläubigen feierte. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den „Little Bürger Girls & Boys“, dem Jugendblasorchester der Bürgermusikkapelle St. Wolfgang.

Berge als Orte der Freiheit

In seiner Predigt betonte Bischof Manfred Scheuer: „Beim Pilgern erfahren wir die Schönheit der Schöpfung. Es wird uns aber auch die Verletzlichkeit des Lebens bewusst.“ In Bezug auf das Sternpilgern nach St. Wolfgang meinte der Bischof: „Für mich sind Berge ein Ort der Freiheit. Beim Gehen, beim Bergsteigen oder beim Pilgern werde ich auch geläutert, ich gewinne Abstand zu meinen Vorurteilen, Ideologien und Verblendungen. Manchmal gehe ich mir die Aggressionen vom Leib. Heute sind viele hier in St. Wolfgang, die beim Pilgern oder bei Wallfahrten Orientierung, Trost, Gemeinschaft und auch Heilung in der Natur und an heiligen Orten finden. Wir brauchen Atempausen, eine neue, andere Kultur der Zeit, nicht bloß im Sinn einer Work-life-Balance. Wer aktuell sein will und nicht bloß modisch, getrieben vom Zeitgeist, der muss in Gott selbst eingewurzelt sein. Der Gott der Bibel ist ein ‚Weg- oder Wandergott‘. Das Gebet ist eine Kraft- und Energiequelle.“

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Den heiligen. Wolfgang nahm Bischof Manfred Scheuer im Rahmen des Pilgergottesdienstes zu 1.100 Jahre hl. Wolfgang besonders in den Blick und ging auf seine große Bedeutung auch im Bereich der Bildung und Klosterlandschaft ein: „Als Bischof waren ihm die Förderung der Wissenschaft – Gründung der Bibliothek in St. Emmeram – und die gute schulische Bildung des kirchlichen Nachwuchses ein großes Anliegen. Er erkannte die Tragweite und die Bedeutung guter Bildungseinrichtungen für die Kirche als bedeutendster bildungspolitischer Player zu jener Zeit. Die Wirkung seiner Tätigkeit ist nicht auf seine Zeit beschränkt geblieben. Wolfgang hat zum Beispiel Hervorragendes für das Bildungswesen geleistet: Regensburg wurde unter ihm und durch ihn zu einer Bildungsmetropole. Als Prinzenerzieher hat er entscheidend an der Formung Heinrichs II., des Heiligen, mitgewirkt, der seinerseits für Reich und Kirche viel Gutes getan hat. Als Reformer der Klöster hat er Weichen für die Zukunft gestellt und die Entwicklung von St. Emmeram, Mondsee, Niederaltaich, Kremsmünster und anderen Benediktinerstiften maßgeblich beeinflusst. Er hat der Gründung des Bistums Prag und der Abtrennung von seiner eigenen Diözese zugestimmt und durch diesen Verzicht einen wesentlichen Beitrag zur Verfestigung des Christentums bei den Slawen geleistet.“

350 Pilger

Dem Freiluft-Gottesdienst ging ein gemeinsamer Pilgertag voraus: Etwa 350 Menschen pilgerten bei perfektem Pilgerwetter auf acht unterschiedlichen Routen nach St. Wolfgang. Ausgangspunkte waren Mondsee – diese Route ging auch Bischof Manfred Scheuer –, das Europakloster Gut Aich, Fuschl, St. Gilgen, Bad Ischl, Pfandl, Strobl und Weißenbach am Attersee. Die Wege nahmen von eineinhalb bis sechs Stunden in Anspruch. Zu gewissen Startzeitpunkten bestand die Möglichkeit, die Strecken mit ausgebildeten Pilgerbegleiter:innen zu gehen. Unterwegs luden Impulstexte zum Innehalten ein. 

1100 Jahre heiliger Wolfgang

2024 feiert St. Wolfgang zusammen mit vielen sogenannten „Wolfganggemeinden“ seinen 1100. Geburtstag. Aus diesem Anlass richtet sich der Blick in diesem Jahr ganz besonders auf den Heiligen, der auch heute noch ein wichtiger Impulsgeber sein kann. Etliche Veranstaltungen und kirchliche Feste rund um den Wolfgangweg, die Kirche und den See laden ein, an den Angeboten des Gedenkjahres zu Ehren des heiligen Wolfgangs teilzunehmen. 

Kirchenkonzerte

So umfasst das Programm auch kulturelle Veranstaltungen, wie etwa eine hochkarätige Kirchenkonzert-Reihe mit internationalen Künstler:innen in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang, jeweils noch am 21. und 28. Juli sowie am 4., 15. und 25. August um 20 Uhr. Den Abschluss des Jubiläumsjahres feiert die Pfarre am Patroziniumsfest des hl. Wolfgang am 31. Oktober 2024 um 9.30 Uhr.