Chronik/Oberösterreich

Befreundete Nachbarn an der Grenze

Es war ein unüberwindbarer Todesstreifen, der die beiden Nachbarkommunen Bad Leonfelden und Hohenfurth (Viššy Brod) 40 Jahre voneinander getrennt hatte. Der sogenannte Eiserne Vorhang – Stacheldrahtzaun, mit 1000 Volt Strom geladene Drähte, Wachtürme und Soldaten mit Maschinengewehren – verhinderte jeglichen Austausch der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten der Staatsgrenze. Wer versuchte, die unnatürliche Barriere während des Kalten Krieges (1948 bis 1989) zu überwinden, starb entweder im Kugelhagel oder musste jahrelange Haftstrafen auf sich nehmen.

Erst nach dem Ende des kommunistischen Regimes  in der Tschechoslowakei im Dezember 1989 konnten die traditionell engen nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Bewohnern des Mühlviertler Kurorts und der südböhmischen Stiftsgemeinde neu belebt werden. In Bad Leonfelden hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere aus Hohenfurth vertriebene sudetendeutsche Familien angesiedelt. Sie und ihre Nachkommen können jetzt jederzeit wieder ungehindert die alte Heimat besuchen. Andererseits gibt es auch Menschen aus Hohenfurth, die in Leonfelden arbeiten oder zur Schule gehen.

Salzstraße

Auch touristisch wurden Verbindungen geknüpft. Seit dem Oktober 2010 können etwa Wanderer und Mountainbiker auf der revitalisierten Salzstraße in die 14 Kilometer entfernte Nachbarstadt pendeln. An sonnigen Frühlings- oder Herbsttagen ist auf dem historischen Handelsweg ein reger Grenzverkehr zu beobachten. In den Wintermonaten sind vor allem  die Leonfeldner Sternsteinlifte und die Langlauf-Loipen beliebte Anziehungspunkte für böhmische Skisportler.

Im Jahr 2013 werden sich beide Kommunen auch mit den Städten Freistadt und Krummau (Český Krumlov) an einer grenzüberschreitenden Landesausstellung beteiligen. Beiderseits der Grenze wird dafür fleißig gebaut und restauriert. In Bad Leonfelden fließen rund fünf Millionen Euro  in Projekte wie den Umbau der alten Eybl-Häuser, des Forsterhauses, des Bürgerspitals und der Spitalskirche. 

Reaktiviert

In Hohenfurth steht die Sanierung des 1259 gegründeten Zisterzienserstiftes im Vordergrund. Dieses ist nach 682 Jahren ununterbrochenen Bestehens 1941 von den Nazis und nach seiner Wiederbesiedlung 1945 nur fünf Jahre später von den Kommunisten neuerlich geschlossen worden. Erst 1990 konnten zwei Mönche zurückkehren. Der Konvent besteht heute aus fünf Mönchen und einem Kandidaten. Der aktuelle Prior heißt Justin Berka.

Mit viel Unterstützung aus Oberösterreich wird nun die historische Klosteranlage restauriert. Seit Oktober 2011 ist auch die Stiftskirche – in deren Gruft der letzte Rosenberger, Peter Wok, bestattet liegt –  eine Baustelle. 2013 soll hier das legendäre „Zawischkreuz“, ein prunkvolles Reliquiar und eines der wertvollsten Kulturdenkmäler Tschechiens, ausgestellt werden.

Weiterführende Links