Chronik/Oberösterreich

Baby Jonas: Erste Nacht im eigenen Bett

Vergnügt quietschend krabbelt der kleine Jonas durch sein neues Kinderzimmer – fast überfordert von der Fülle an Spielzeug, mit der man ihn Freitagabend zu Hause willkommen hieß. Unversehens legt der Einjährige seinen Stoffhasen Benny-Bunny weg, richtet sich auf und geht ein paar Schritte auf seine Mama Ann-Kathrin zu.

Dass der Kleine schon ganz alleine gehen kann, ist für sie eine traurige Neuigkeit. „Es tut mir weh, dass er das ohne mich gelernt hat. Seine ersten Schritte habe ich auch nur am Rande miterlebt“, sagt die 18-Jährige, die ihr Baby nach zwei Monaten endlich wieder zu Hause in die Arme schließt.

Endlich daheim

Die erste Nacht verbrachte Jonas rundum zufrieden in seinem Bettchen, erzählt seine 50-jährige Oma: „Um sechs Uhr Morgens war er dann der Ansicht, wir hätten lange genug geschlafen und wollte sofort spielen.“ Seither kann Mama Ann-Kathrin nicht mehr von ihrem Sprössling lassen und auch Papa Andreas, ein 20-jähriger Schlosser, ist zu Besuch gekommen. „Wir haben so viel nachzuholen, was wir in den letzten zwei Monaten verpasst haben.“

So lange war Jonas bei einer Pflegefamilie untergebracht, weil die Behörde die junge Mutter für stark überfordert hielt und kurz vor Weihnachten „Gefahr im Verzug“ meldete. Oma Heidi drohte eine Freiheitsstrafe wegen unbezahlter Strafzettel – ohne ihre Hilfe sei Ann-Kathrin aber nicht fähig, sich um ihr Baby zu kümmern. Eine Klage gegen die Entscheidung des Jugendamtes gab der Familie nun recht: Die Wegnahme des Buben sei rechtswidrig gewesen, so Richter Karl Sturmayr.

Jugendpsychiater Werner Gerstl betont, dass es für das Kind wichtig sei, dass die Familie nun zusammenbleibt. Ann-Kathrin wird deshalb nicht in einem Mutter-Kind-Heim untergebracht, sondern muss nur täglich dort erscheinen, erklärt Oma Heidi. „Sie soll langsam in die Mutterrolle hineinwachsen und bald auf eigenen Beinen stehen.“ Derzeit baut sie in ihrem Haus eine Wohnung für ihre Tochter und das Enkerl aus.

Mit den Pflegeeltern soll es keinen Kontakt mehr geben. „Wir sind ihnen sehr dankbar, aber es ist für alle besser so“, meint Oma Heidi. Sie ließ der Pflegemutter einen Blumenstrauß und ein großes Bild von Jonas zukommen.

Nächste Woche wird das Weihnachtsfest nachgeholt, das damals ausfallen musste. „Ich bin schon gespannt, wie er strahlen wird, wenn er den Christbaum sieht“, freut sich Ann-Kathrin.

 

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