Art-Brut-Künstlerin hat Tiere im Fokus
Von Daniel Voglhuber
Taflerei“ und „Sitzarbeit“ sind Johanna Rohreggers Spezialität, wenn sie im Atelier des Diakoniewerks Gallneukirchen kreativ tätig ist. „Einen halben Tag mache ich das eine, einen halben Tag das andere“, erklärt die Künstlerin aus Alberndorf, die dort seit elf Jahren einige Tage in der Woche verbringt. Mit „Taflerei“ meint die Mühlviertlerin mit Downsyndrom ihre großformatigen und farbenprächtigen Bilder aus Ölkreide, die mit ihren starken Konturen ein wenig an Werke aus dem Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts erinnern.
Bei der „Sitzarbeit hingegen“ stellt Rohregger filigrane Grafiken in Schwarz-Weiß her. Ihre Figuren arbeitet sie auf einer Hartschaumplatte ein, die sie dann als Druckvorlage benutzt. „Da steche ich mit einem spitzen Stift lauter kleine Punkte in die Platte hinein“, sagt die 36-Jährige über ihre Arbeitsweise.
Tiere
Hauptmotive in den Werken sind die Tiere und die Landschaften aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Dass die Künstlerin auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen ist, macht sich auch in ihren Bildern bemerkbar. Vitale, ausdrucksstarke Schweine, Hühner, Hunde oder Kühe blicken den Betrachtern entgegen. Eine Vorlage braucht sie dabei nicht. „Sie hat die Tiere im Kopf. Johanna hat früher im Stall geholfen, auch beim Kälber ziehen“, erzählt ihre Mutter, Rosemarie Rohregger, stolz. Für die Bilder hat ihre Tochter eine eigene Formsprache entwickelt und sie schafft es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Doch nicht nur die Bewohner des Bauernhofs haben es der Malerin und Grafikerin angetan. Auch exotische Exemplare wie Koala- und Pandabären oder Giraffen stehen im Mittelpunkt ihres Interesses. „Die Tiere habe ich im Fernsehen bei Universum gesehen und dann gemalt“, sagt die Mühlviertlerin. Ebenso wenig wie auf eine Vorlage ist die Alberndorferin bei ihrer Kunst auf fremde Hilfe angewiesen. „Die Mitarbeiter im Diakoniewerk dürfen auch gar nicht helfen, sondern lediglich beraten“, weiß die Mutter zu berichten.
Seit einigen Jahren zählt Johanna Rohregger mit ihren zu den herausragenden Vertretern der Art Brut in Oberösterreich. Unter anderem war sie 2010 für den EUWARD nominiert, einem europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik für Künstler mit geistiger Behinderung. Dabei stellte sie auch in München aus. Im vergangenen Jahr hingen die Bilder für das Essl Museum Wien im Schömer Haus in Klosterneuburg.
INFO: Johanna Rohregger stellt eine Werkauswahl während der Alberndorfer Kulturtage im Gemeindeamt aus. Zu sehen gibt es die Bilder bis 31. August während der Amtszeiten.