„Lieber ein Museum für alle, als ein Millionenbild nur für mich“
Heinz J. Angerlehner (70) dazu zu bringen, sich für ein Interview hinzusetzen, ist nicht einfach. „Stellen Sie mir Ihre Fragen doch beim Gehen“, schlägt der Unternehmer vor. Rastlos tigert er durch sein neu eröffnetes Privatmuseum. Er duldet weder Staubflankerl noch ein schiefes Bild. „Bis alles so ist, wie ich es mir vorstelle, dauert es noch“, sagt er. „Weil das Wetter so herrlich ist“, hält er dann doch für 40 Minuten am Balkon die Füße still.
KURIER: Sind Sie nicht schon längst in Pension?
Heinz Angerlehner: Offiziell seit 2007, aber ich habe sehr viel zu tun. Ich wollte immer zu meinem Siebziger ein Museum eröffnen, das ist mir gelungen. Und ich bin überzeugt, dass das ein Vorzeigeprojekt für die Region ist.
Sie haben das alles aus eigener Tasche bezahlt. Warum?
Ich habe eine große Sammlung, die hat ein Museum gebraucht. Und ich wollte den Dank an mein Heimatland zurückgeben. Ich hoffe, dass das angenommen wird.
Sie haben eine Firma gegründet und jetzt ein Museum. Ist Ihr Lebenswerk vollendet?
Es hört nie auf, man muss weiterarbeiten. Das Museum Angerlehner soll in ganz Europa bekannt werden. Bei der Eröffnung hatten wir viele internationale Gäste da. Das ist mir eine riesige Freude und ich denke noch nicht daran, aufzuhören.
Was sagt Ihre Gattin dazu?
Sie ist inzwischen angesteckt worden. Früher hat sie immer gesagt: ,Du hast eh schon so viele Bilder, was brauchst du da noch eins?‘
Wann ist der Punkt erreicht, wo Sie sich zurücklehnen?
Verdient hätte ich es mir schon längst. Außer zehn Tagen in Kroatien habe ich lange keinen Urlaub mehr genossen. Die Ärzte haben mir geraten, zurückzuschalten. Das hat mir sehr gut getan.
Wer führt das einmal weiter?
Ich schaue einmal, was aus meinen Kindern wird. Ich wäre sehr froh, wenn jemand in der Familie das Zepter in die Hand nimmt und das Museum mit Herzblut und Leidenschaft betreibt, wenn ich nicht mehr bin.
Sind Sie ein Schöngeist?
Ich habe auf jeden Fall ein Auge für Qualität. Für das Geld, das ich zur Verfügung hatte, wollte ich Leistung haben. Außerdem helfe ich Künstlern, die weniger bekannt sind. Ich hätte mir auch ein einziges Gemälde für ein paar Millionen kaufen können, aber das müsste ich mir dann jeden Tag alleine anschauen. Das wäre ja fad. Es ist mir ein Genuss, wenn sich andere an meiner Sammlung erfreuen können.
Wie viele Bilder haben Sie?
Wir sind mit der Archivierung noch nicht fertig, aber es sind schon ein paar Tausend. Meine Briefmarken habe ich auch nie gezählt.
Sammeln Sie etwa noch etwas?
Ich habe sicher mehrere Hundert Krawatten. Elefanten-Figuren habe ich auch einmal gesammelt. Und überall, wo ich auf der Welt war, habe ich Zündholzschachteln mitgenommen.
Möchten Sie, dass man sich an Sie als Geschäftsmann oder als Kunstliebhaber erinnert?
Man wird hoffentlich beides sagen. Ich bin eng mit der Kunst verbunden. Der Funke ist übergesprungen, als ich 1978 in Paris das erste Mal unter Künstlern war.
Aus einer ehemaligen Industriehalle am Firmengelände der FMT-Gruppe in Thalheim bei Wels wurde Mitte September ein Privatmuseum für zeitgenössische Kunst. Der Umbau begann im Mai 2012 nach dem Entwurf eines Architekturbüros Wolf in Grieskirchen.
Der Stil: elegant und schlicht. Außen schwarze, glänzende Paneele. Innen weitläufige, kontrastreiche Räume. Den modernen Veranstaltungssaal nebenan kann man mieten. Ihn trennt eine Glaswand vom Schaudepot, wo Kunstsammler Heinz J. Angerlehner in vertikalen Registerladen seine Bilder lagert.
Herzstück ist die 1200 große Schauhalle. Aktuell gibt es eine Ausstellung über die Entwicklung der österreichischen Malerei, beginnend bei den 1950er-Jahren. An Oberösterreichern sind dort u. a. Alois Riedl, Maria Moser, Wolfgang Stifter und Lorenz Estermann vertreten.