Beamtin gestand Unterschlagung von 220.000 Euro von Sparvereinskonten
Sie war stets unauffällig gekleidet, trug keinen teuren Schmuck und ein schönes Auto hatte sie auch nicht. Was die 55-jährige Leopoldine B. mit den 220.000 Euro gemacht hat, die sie veruntreut haben soll, ist den Mitarbeitern des AKH Linz ein Rätsel.
Wie der KURIER im August 2012 berichtete, wird die Sachbearbeiterin, die für die Finanzen eines privaten Sparvereins aus 130 Spitalsmitarbeitern zuständig war, beschuldigt, im großen Stil Kontoauszüge gefälscht zu haben. „Sie war mit Abstand eine der nettesten Personen des Hauses. Kaum zu glauben, dass sie uns alle hintergangen haben soll“, sagt Sparvereinsobmann Branko Novakovic.
Der Fall ist damals aufgeflogen, weil B. der Job im Büro des Betriebsrats aufgrund eines Vertrauensbruchs entzogen worden war. Bei der Übergabe an eine neue Kollegin wurde man auf die Fehlbeträge aufmerksam. Nach einer ersten Bestandsaufnahme ging man von 85.000 Euro Schaden aus. Mit der Erkenntnis, dass die Unterschlagung schon 2006 begonnen haben soll, verdreifachte sich die Summe fast.
Geständnis
B. hat in einer ersten Einvernahme alles gestanden. Ein Motiv konnte sie allerdings nicht nennen und auch nicht, wozu sie das Geld gebraucht hat. Offen ist außerdem die Frage nach möglichen Mitwissern.
Ein Sparer, der anonym bleiben möchte, hat einen Verdacht: „Der frühere Obmann muss davon gewusst haben. Dafür haben wir Hinweise, die aber noch auf wackeligen Beinen stehen.“ Pikantes Detail: Bei Novakovics Vorgänger handelt es sich um einen hochrangigen Linzer Gewerkschafter, der angeblich mit B. liiert ist.
Diese Woche soll er einvernommen werden. Die Staatsanwaltschaft Linz ermittelt seit September, bestätigt Sprecherin Michaela Breier. Nur: die Aufarbeitung der Fakten gestaltet sich schwierig. So stehe bis heute nicht fest, wie viele Geschädigte es tatsächlich gibt. „Wir haben die Konten freiwillig gesperrt, weil wir das lückenlos klären wollen“, sagt Novakovic. Bei der Vollversammlung des Sparvereins am 20. März werden weitere Schritte geplant.
„Unsere Geduld ist enden wollend“, klagt eine Sparerin, der rund 50.000 Euro auf ihrem Konto fehlen. „Viele von uns sind einfache Reinigungskräfte oder Pflegehelfer, die sich das Geld vom Mund abgespart haben.“
Leopoldine B. wurde seit der Konfrontation im August, bei der sie alles abgestritten hatte, nicht mehr am Arbeitsplatz gesehen. „Sie ist vom Dienst suspendiert. Sobald es ein gerichtliches Urteil gibt, beschäftigt sich die Disziplinarkommission mit ihr“, sagt Betriebsrat Novakovic über die pragmatisierte Beamtin der Stadt Linz. Die Beschuldigte war für den KURIER nicht zu erreichen.